Der Zauber wirkt
Während die Opern Monteverdis und Händels fast schon zum Repertoire gehören, fristen die Werke ihrer französischen Gegenspieler Lully und Rameau noch immer ein Dasein als Mauerblümchen. Lullys dreizehnte und letzte, 1686 uraufgeführte Tragédie en musique «Armide», die soeben in einer glänzenden Neuaufnahme beim Label Château de Versailles Spectacles erschienen ist, wäre geeignet, die Hemmschwellen vor dieser spezifisch französischen Form zu überwinden, die Wort, Gesang und Tanz zu einem spektakulären theatralen Gesamtkunstwerk vereint.
Das Schicksal der in ihrer Hassliebe zu Renaud hin- und hergerissenen Zauberin Armide – die Handlung geht auf eine Episode aus Tassos Epos «Gerusalemme liberata» zurück – vermag noch heute zu berühren. Trotz ihrer magischen Kräfte, mit denen sie den Kriegshelden bannt, unterliegt sie am Ende seinem Drang nach Ruhm und Freiheit und zerstört ihr Zauberreich.
Hat man einmal den kurzen Prolog mit der obligatorischen Huldigung an Ludwig XIV. hinter sich gebracht, so lenkt nichts mehr vom Liebeszweikampf ab, der zugleich ein innerer Kampf Armides mit sich selbst ist.
Im Zentrum jeder Aufführung steht darum die Titelheldin, deren große Monologe zeigen, wie ...
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Opernwelt November 2024
Rubrik: CD, DVD, Buch, Seite 32
von Uwe Schweikert
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