Der Kontrollator
Es ist weder die Frauenkirche noch das Maximilianeum, nicht einmal das Dach des benachbarten Nationaltheaters. Wenn Vladimir Jurowski aus seinem Büro schaut , blickt er auf Balkone vor schicken Wohnungen. «Wahrscheinlich wohnt da gar keiner», sagt er schulterzuckend. Anlageobjekte also? Auch diese Aussicht wäre damit typisch münchnerisch.
Wie man sieht, muss sich der neue Generalmusikdirektor an gewisse Eigenheiten der Stadt noch gewöhnen. Was allerdings auf Gegenseitigkeit beruht.
Jurowski, der seit dieser Spielzeit mit Intendant Serge Dorny das Leitungsduo der Bayerischen Staatsoper bildet, hat die Fans in kurzer Zeit mit diversen Novitäten konfrontiert. Zum Saisonauftakt, für den man ins fränkische Ansbach reiste, gab's beim Open Air nicht die üblichen Kracher zwischen «Forza»-Ouvertüre und «Traviata»-Brindisi, sondern unter anderem Häppchen aus «Adriana Lecouvreur» sowie Benjamin Brittens Rossini-Hommage «Soirées musicales». Und beim ersten Akademiekonzert im heimischen Haus dirigierte Jurowski, gleichsam als programmatischen Kommentar zur Premiere von dessen Oper «Die Nase» (siehe OW/12), ausschließlich Schostakowitsch und erläuterte jedes der Werke höchstselbst.
Ja, der neue ...
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Opernwelt Januar 2022
Rubrik: Porträt, Seite 42
von Markus Thiel
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