Der Kavalier der späten Stunde

Rota: Il cappello di paglia di Firenze an der Oper Graz

Opernwelt - Logo

Übermannshohe Geschenkschachteln, die auf der Drehbühne kreisen, zum Wohnzimmer mutieren, zum Badezimmer, adligen Salon, unentwirrbaren Straßengeflecht. Wenn Fadinard bloß wüsste, in welcher dieser verdammte Florentiner Hut steckt! Der Hut einer nicht allzu ehrbaren Dame, den sein Pferd gefressen hat, ausgerechnet am Morgen des ersehnten Hochzeitstags. Weshalb ihm jetzt die Feiergesellschaft durch ganz Paris hinterherläuft und überall noch größeres Chaos anrichtet als er selbst.

Eine Farce, kreiert von Eugène Labiche, verfilmt 1939 mit Heinz Rühmann, zur Farsa musicale geformt von Nino Rota und als solche uraufgeführt 1955 in Palermo. Nino Rota? Richtig, der Komponist von «Il Gattopardo», «Der Pate» und über einem Dutzend Filmen von Federico Fellini. Von dem ein ebenso riesiges Schattenwerk existiert – zehn Opern, Symphonien und Solokonzerte, Kammerund Chormusik. Versunken in den Diskussionen des 20. Jahrhunderts über Gebrauchs- und absolute, tonale und atonale Musik, so schwarzweiß wie die Bühnenästhetik an der Oper Graz, die an einen nostalgischen italienischen Film erinnert – einen Film von lediglich eindreiviertel Stunden Länge, in denen Rota vier Akte nebst zwei Intermezzi ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2023
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Michael Stallknecht

Weitere Beiträge
Endspiel

Selbstverständlich gibt es auch in dieser «Aida» eine Pyramide. Nur glüht nicht der güldene Sandstein. Es dominiert bühnenhohes Schwarzgrau. Ein Ascheberg, Ergebnis des Dauerrieselns durch die Löcher einer zerschossenen Decke. Ein monumentales Bild, das von Regisseur Damiano Michieletto bewusst nicht mit Action gefüllt wird. Hier herrscht Leere, Ausweglosigkeit,...

Ein Kind der Natur

Seit 70 Jahren verwandelt sich das beschauliche Bergen für zwei Wochen in einen brodelnden Schmelztiegel aus Kunst, Kultur, Musik, Theater und Tanz. Bei der Jubiläumsausgabe des Bergen International Festival stand jetzt die Sopranistin Lise Davidsen im Mittelpunkt: mit ihrem Rollendebüt als Tosca und als Artist in Residence.

Für eine konzertante Opernaufführung ist...

Editorial 7/23

Erinnern wir uns. Erinnern wir uns an jene fernen Zeiten, da Verträge in der Welt der Musik noch abgeschlossen wurden, weil die Unterzeichnenden damit eine Verpflichtung verbanden, im besten Fall sogar Visionen. Ein Vertrag, das war vor allem ein Bündnis, das man schmiedete, weil man «Großes» vorhatte – gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern im Graben oder...