Endspiel

Verdi: Aida an der Staatsoper München

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Selbstverständlich gibt es auch in dieser «Aida» eine Pyramide. Nur glüht nicht der güldene Sandstein. Es dominiert bühnenhohes Schwarzgrau. Ein Ascheberg, Ergebnis des Dauerrieselns durch die Löcher einer zerschossenen Decke. Ein monumentales Bild, das von Regisseur Damiano Michieletto bewusst nicht mit Action gefüllt wird. Hier herrscht Leere, Ausweglosigkeit, eine stille Verzweiflung aller Beteiligten, die einer ungewissen Zukunft entgegenbrüten, während draußen ein heutiger, nicht näher definierter Krieg das Land zermürbt und diese riesige Turnhalle fast zerstört hat.

Es ist die letzte Zuflucht für Ägyptens Volk: Das ist nicht mehr Verdi, eher Beckett.

Mit ihrer Anti-Klischee-Arbeit für die Bayerische Staatsoper bewegen sich Michieletto, Bühnenbildner Paolo Fantin und Carla Teti, die Alltagsklamotten und Uniformgrau beigesteuert hat, ganz im Common Sense für «Aida». Dieser Krieg, so suggerieren die Bilder, kennt keine Gewinner. Das Problem: Die Message teilt sich sehr schnell mit, der Abend kreist irgendwann um sich selbst – zumal Michieletto sein Konzept an Nebenfiguren, vor allem an Statisterie und Chor delegiert. Was die Katastrophe tatsächlich mit den Hauptfiguren macht ...

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Opernwelt Juli 2023
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Markus Thiel

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