Der Blick zurück
Puccinis «Tosca» firmiert in der italienischen Kapitale unter dem Rubrum «Lokaloper». Ein Wunder ist dies nicht, Handlungsorte und auch das Haus, in dem das Werk aus der Taufe gehoben wurde (das Teatro Costanzi), befinden sich allesamt in Roms Altstadt. Adolf Hohensteins Bühnenbilder und Kostüme für die Uraufführung anno 1900 leben in den zahlreichen Nachfolgeproduktionen fort. So auch in der Neuinszenierung von Alessandro Talevi.
Das rekonstruierte Bühnenbild mit dem Interieur der Kirche Sant’Andrea della Valle und der Plattform der Engelsburg wirkt so, als habe sie ein akademischer Architekturmaler angefertigt. Erstaunlich sind die Grundrisse der Hohenstein’schen Bühnenbilder. Die nämlich verführen keineswegs zum Rampensingen, sondern bieten beste Voraussetzungen zu aktionsgeladener Bewegung.
Scarpias Gemach im Palazzo Farnese etwa ist eine überreiche Variation von Rechteck-, Konkavund Konvexformen; die in einer Nische befindliche, unscheinbare Tür scheint eher auf die Dienerschaft-Treppe als in die finstere Folterkammer zu führen – eine perfekte Tarnung für den Sadismus des Polizeichefs. Effektvoll der Saal im Palazzo Farnese mit den an Gerüsten angebrachten, bemalten ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Michael Kaminski
Anders als Schubert und Schumann hat der Liederkomponist Brahms keinen wirklichen Zyklus geschrieben, wenn man als Bedingung der Form eine lineare Dramaturgie voraussetzt. Am nächsten ist er ihr noch mit den «Romanzen aus Ludwig Tiecks Magelone» op. 33 gekommen. Die Texte der fünfzehn sukzessiv in den Jahren 1861 bis 1868 entstandenen und in fünf Einzelheften...
Keiner anderen Sprache ist das Melos so sehr eingeschrieben wie dem Italienischen. Genüsslich gedehnte Vokale, das grammatikalisch optimierte Verschmelzen von Worten, das emotionale Spiel mit Tonhöhen – alle Parameter der Sprache von Dante und Petrarca dienen dem einen großen Ziel des Legato. Die kompositorische Verfeinerung des Italienischen in den Opern von...
Was wäre die Oper ohne die Liebe, ohne Venus, Amor und die durch sie erregten widersprüchlichen Emotionen? Das fragen die Sopranistin Marie Perbost wie der Haute-Contre Cyrille Dubois in ihren Recitals und haben dafür die französische Barockoper während der langen Herrschaft Louis‘ XV geplündert, als sich gegenüber den zeremoniellen Tra -gödien Lullys ein neuer...