Der Auftraggeber
Man muss ihn einen erfolgreichen Sisyphus nennen, und so sieht er sich auch selbst. Als Opernintendant in Amerika hat David Gockley den Stein der Ästhetik immer den Berg hochgerollt, um zu sehen, wie er auf der anderen Seite als Stein der kommerziellen Abhängigkeit wieder herunterrollte. Abgehalten von seiner unerschrockenen Politik der Innovation hat ihn das nicht.
Wenn es einen Impresario in Amerika gibt, dem der Spagat zwischen künstlerischen Ambitionen und Fundraising gelang, dann ist es der smarte Mann aus Philadelphia, der nur zwei Posten als General Manager innehatte – in Houston und San Francisco – und doch in der Operngeschichte seines Landes neben die Größten, etwa Rudolf Bing, den langjährigen Chef der Metropolitan Opera, gestellt werden muss.
Von Rudolf Bing, der es immerhin wagte, eine Maria Callas zu brüskieren, stammt das konservative Credo schlechthin: Er könne bei neuen Werken vom ersten Rang der Met getrost einen Stein ins Parkett werfen, verletzt würde dabei niemand – weil dort sowieso niemand säße. David Gockley hat das Gegenteil bewiesen. Von 1972 an machte er über einen Zeitraum von 33 Jahren die Houston Grand Opera, deren Neubau er initiierte, zu einem der ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Wolfgang Sandner
Ein Wunder, ein Wunder, ein Wunder», ruft die Menge in Richard Wagners «Lohengrin», als der Gralsritter auf dem Schwan dahergeschwommen kommt. Ein Wunder brauchte auch das Konzert Theater Bern, als man sich letztes Jahr unverhofft mit einer Panne konfrontiert sah. Seit 2014 wird der neoklassizistische Bau umfassend renoviert (Kostendach: 45 Millionen Schweizer...
Auf der Opernbühne trifft man Sie selten an, Herr Boesch. Woran liegt’s?
Erstens bin ich ein begeisterter Familienvater. Mein eigener war Opernsänger – und viel zu selten zu Hause. Das war für mich keine Option.
Und zweitens?
Bin ich eine totale Mimose. Ich leide unter schlechtem Musiktheater mehr als irgendwer sonst, den ich kenne. Das heißt nicht, dass ich mit Oper...
Die Klassiker sind einfach nicht wegzudenken aus dem Repertoire. Das gilt auch für Rossinis exakt 200 Jahre alten «Barbier von Sevilla», der selbst angesichts einer Schwemme von Ausgrabungen, die inzwischen noch das obskurste Werk des italienischen Komponisten aus der Versenkung gespült hat, immer seine beliebteste Oper sein dürfte. Und bei einer schlagenden...