Not macht erfinderisch
Ein Wunder, ein Wunder, ein Wunder», ruft die Menge in Richard Wagners «Lohengrin», als der Gralsritter auf dem Schwan dahergeschwommen kommt. Ein Wunder brauchte auch das Konzert Theater Bern, als man sich letztes Jahr unverhofft mit einer Panne konfrontiert sah. Seit 2014 wird der neoklassizistische Bau umfassend renoviert (Kostendach: 45 Millionen Schweizer Franken). Eigentlich sollten sich die Arbeiten auf die Spielzeitpausen beschränken.
Doch wie vielerorts konnte auch in Bern der Zeitplan nicht eingehalten werden: Im Januar 2015 stand fest, dass man das Theater von März bis Oktober 2016 würde schließen müssen. Um den Betrieb dennoch aufrechtzuerhalten, wurde 500 Meter weiter eine temporäre Ersatzspielstätte errichtet – geplant in weniger als einem Jahr, aufgebaut innerhalb von vier Wochen.
Jetzt steht der 1,8 Millionen Schweizer Franken teure «Theaterkubus» auf dem Waisenhausplatz im Zentrum der Altstadt. Während die mit der Stadttheaterfassade bedruckte Plastikblache, die die massive Gerüstkonstruktion ummantelt, repräsentative Pracht zitiert, dominiert im Innern des Kubus puristisches Schwarzweiß. Das weiträumige Foyer, das mit einer eigenen kleinen Bühne und einem 17 Meter ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Aus der Werkstatt, Seite 48
von Carmen Stocker
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Kein Vorspiel, kein Vorhang. Nur jede Menge Bretter, die die Welt bedeuten. Es handelt sich um Dachlatten, schon ziemlich abgenutzte Secondhand-Exemplare, schwärzlich oder bräunlich, marode und verwittert, aus denen das überschaubare Reich des König Lear zusammengenagelt worden ist. Latte für Latte bilden sie einen schmalen Korridor. Viel Platz haben sie also...
Kunst braucht Mut zum Risiko. Besonders zeitgenössische, das gilt auch im Musiktheater. Die Australische Nationaloper geht Wagnissen allerdings lieber aus dem Weg. Deshalb müssen die wenigen übrigen Ensembles in die Bresche springen – jüngst kam die State Opera of South Australia in Adelaide diesem Auftrag mit der Uraufführung von George Palmers «Cloudstreet»...