Brillant
Die Hölle, das sind für den lärmempfindlichen Admiral Sir Morosus die Anderen. Der geliebte Neffe hat die Juristerei an den Nagel gehängt und sich eine Operntruppe nebst singender Gattin Aminta angelacht. Woraufhin der empörte Onkel ihn enterbt und seinen Lebensabend mit einer schweigsamen Frau verbringen will.
Als brachiale Rosskur für den Alten wird eine tönende Höllenmaschine in Gang gesetzt: Ausgerechnet Aminta wird ihm als Ehefrau untergeschoben, die sich natürlich als alles andere als schweigsam entpuppt; zusätzlich treibt ihn die Truppe mit einem lärmend bösen Umer -ziehungsprogramm in den Nervenzusammenbruch.
Was Richard Strauss und sein Textdichter Stefan Zweig aus Ben Jonsons elisabethanischer Komödie «Epicoene or The Silent Woman» gemacht haben, war eigentlich schon im Uraufführungsjahr 1935 ein Beitrag zu einer Postmoderne avant la lettre: In einer Oper wird die Oper selbst zum Folterinstrument. Nach nur wenigen Vorstellungen wurde das Stück, das mittels Collage- und Zitattechniken eine Komödie aus alten Tagen in die Moderne geholt hatte, wegen des jüdischen Textdichters von der Bühne verbannt.
Mariame Clément inszeniert es nun am Badischen Staatstheater mit filmischer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Bernd Künzig
Ob obiges Bildnis wirklich bezaubernd schön ist, darüber ließe sich ausgiebig debattieren, zumal sich der Geschmack über die Zeiten hin doch stark geändert hat. Was aber unzweifelhaft ist: Der Mann, den wir dort sehen, war einer der mächtigsten Absolutisten Europas und hält zudem mit einer Amtszeit von satten 72 Jahren den Herrscher-Rekord. Von 1643, da war er...
In Teilen Moskaus herrscht Grabesstimmung. Die Musiktheaterszene der russischen Hauptstadt mag sich auch wenige Wochen nach der Entscheidung kaum mit dem Gedanken abfinden, dass der schier allgegenwärtige Valery Gergiev nicht nur Generaldirektor des Bolschoi-Theaters, sondern fast zwangsläufig auch Co-Vorsitzender des Vorstands der russischen Theaterunion geworden...
Keiner anderen Sprache ist das Melos so sehr eingeschrieben wie dem Italienischen. Genüsslich gedehnte Vokale, das grammatikalisch optimierte Verschmelzen von Worten, das emotionale Spiel mit Tonhöhen – alle Parameter der Sprache von Dante und Petrarca dienen dem einen großen Ziel des Legato. Die kompositorische Verfeinerung des Italienischen in den Opern von...