Böse Schwiegermütter
Wäre nicht die Sprache, der Leos Janácek so sorgfältig den Tonfall nachkomponiert hat, könnte sich ein österreichischer Musikliebhaber in der zweitgrößten Stadt Tschechiens wie zu Hause fühlen: mit der Janácek-Oper (1965) und dem historisierenden Mahén Divadlo, 1882 als Deutsches Theater vom epidemischen Büro Helmer & Fellner entworfen.
«Genius Loci», mäßig originelles Motto für das diesjährige Janácek-Festival in Brünn, zeugte einen Zyklus spannender Aufführungen, von denen einige Produktionen aus Deutschland, den Niederlanden und der Slowakei kamen.
So brachte die slowakische Nationaloper eine Jenufa, die kaum über Stadttheaterniveau hinausragte und in der naiven Regie Martin Otavas das Werk verfehlte: ein pathetisches Happy-End in heiler Welt. Dagegen kam die spannungsgeladene Orchesterleitung von Jaroslav Kyzlink, dem Chefdirigenten des Prager Nationaltheaters, nur mit Mühe an.
Hingegen hatten die tschechischen Inszenierungen Format: Die Psychostudie Osud (Schicksal) in einer Eigenproduktion des Brünner Nationaltheaters bestätigt seinen Rang als unerkanntes und lang unterschätztes Meisterwerk (siehe OW 5/2012). Eine Metamusik, eine Oper über das Entstehen einer Oper, komplex wie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Januar 2013
Rubrik: Magazin, Seite 78
von Dietmar Polaczek
Und Polen, das ist doch so weit», wundern sich die Goldacher Bürger. Das Publikum im Gerhart Hauptmann Theater grunzt belustigt, schließlich ist halb Görlitz polnisch. Bei der Wahl von Alexander Zemlinskys «musikalischer Komödie» Kleider machen Leute (1922) nach Gottfried Kellers Novelle hat Intendant und Regisseur Klaus Aarauner ein Stück mit Lokalbezug gefunden,...
Prima la musica, poi le parole? Das Verhältnis von Musik und Sprache hat schon Antonio Salieri auf der Bühne behandelt – in seinem gleichnamigen Divertimento, das 1786, gleichsam als dramaturgisches Statement zur damals virulenten Singspiel-Debatte, mit Mozarts Schauspieldirektor in der Orangerie von Schloss Schönbrunn uraufgeführt wurde. Richard Strauss gönnte...
R egie: Katharina Wagner». Diese Ankündigung war noch zwei Tage vor der Premiere des «Colón Rings» im Buenos Aires Herald zu lesen, womit gewissermaßen noch einmal der Finger in die Wunde gelegt wurde.
48 Stunden Bedenkzeit hatte sich die Argentinierin Valentina Carrasco, Mitglied der Theatergruppe La Fura dels Baus, ausbedungen für ihre Entscheidung, die Regie des...
