Björlings Vermächtnis

Stephen Hastings vergleicht Aufnahmen aus 40 Jahren

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«Von Anfang an erwies sich seine Stimme als außerordentlich phonogen. Sie war lieblich wie eine Cremoneser Violine, konnte eine Melodielinie mit der ziehenden Melancholie einer Klarinette oder eines Cor anglais versehen. Sie konnte sich aufschwingen mit glockigem Schlag oder trompetenhaftem squillo-Klang. Mehr noch: Die Art, wie er sie gebrauchte, wirkt auch fünf Jahrzehnte nach seinem Tod nicht veraltet.»  Stephen Hastings gründet sein Urteil nicht auf flüchtige Eindrücke.

Für The Björling Sound hat er das Tonträger-Vermächtnis des großen schwedischen Tenors Jussi Björling (1911-1960) analysiert: Die Diskografie umfasst mehr als 400 Aufnahmen (teils unveröffentlichte) und ist ­alphabetisch nach Komponistennamen geordnet. Mehrere Aufnahmen desselben Werks, aber unterschiedlichen Datums vergleichend, spürt Hastings Björlings stimmlicher Entwicklung nach und erweist sich dabei als Meister im Metier der abwechslungsreichen Stimmbeschreibung. Er nähert sich differenzierend den charakteristischen Qualitäten dieser wunderbaren Stimme, zeigt, wie Björling schon früh seinen nordisch-frischen Tenor in einem breiten Rollenspektrum erkundete, ihn in den späten 1930er-Jahren technisch ...

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Opernwelt Januar 2013
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 29
von Wiebke Roloff

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