Arbeit am Mythos

Zwei neue Bücher über Maria Callas

Opernwelt - Logo

Maria Callas ist ein Mythos und im öffentlichen Bewusstsein zweifelsohne die bekannteste, wirkungsmächtigste Sängerin des 20. Jahrhunderts. Eva Gesine Baur hat sich mit ihrer zum 100. Geburtstag erschienenen Biografie das hohe Ziel gesetzt, «die eigentliche Callas auszugraben». Gleich im Vorspann beklagt sie, «dass die Neugier für Maria Callas als Frau das Interesse an der Künstlerin zudeckt». Was deren «epochale Leistung» ausmache, sei «heute aber kaum jemandem bewusst». Leider löst Baur von den Vorsätzen, dies zu zeigen, nichts ein.

Im Gegenteil, sie wiederholt den sensationslüsternen Klatsch der kaum mehr überschaubaren Erinnerungsliteratur wie der Boulevardpresse. Das macht das überdies oft geradezu unerträglich geschwätzige Buch, das ein strenges und fachkundigeres Lektorat nötig gehabt hätte, zur quälenden Lektüre.

Dabei trifft Baurs zentraler Ansatz, das Doppelleben der Callas als Künstlerin und Frau zu untersuchen – «nach außen die selbstbewusste Diva, kämpferisch und kompromisslos, privat eine devote Frau» –, exakt den existentiellen Riss, den inneren Zweikampf «Maria gegen Callas», der nicht erst durch die Liebe zu Onassis in ihr Leben getreten ist, sondern dieses von ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 38
von Uwe Schweikert

Weitere Beiträge
Sex, Lügen und Hollywood

An wundersame Wasserwesen, an Undinen, kleine Meerjungfrauen, Mädchen mit Fischschwänzen können wir kaum mehr glauben. Er sei ihnen gut, bekannte noch der alte Wagner am Vorabend seines Todes, und lauschte den Klagen seiner Rheintöchter nach, aber das ist lange her. Was da webt und west, sind ja, wir wissen es, bloß männliche Projektionen. Die Wirklichkeit ist...

Personalien, Preise, Wettbewerbe 8/23

JUBILARE
Gisela Ehrensperger kam am 10. August 1943 in Wiesbaden zur Welt. Nach einem privaten Gesangsstudium in Zürich wechselte sie im Rahmen ihres ersten Engagements 1965 nach St. Gallen und wurde zwei Jahre später ans Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz verpflichtet, dem sie bis 2007 als Ensemblemitglied angehörte. In ihrer mehr als 40-jährigen...

Albtraum, logisch

Nach ausgiebiger Frühmasturbation muss der Major Kovaljov, hier ein Politiker mit Machtinstinkt, feststellen, dass ihm seine Nase abhandengekommen ist, die bis dahin als prächtiger Pinocchio-Zinken aus seinem Gesicht geragt hatte. In Gogols köstlicher Nasen-Novelle, Dokument eines Surrealismus vor der Erfindung des Surrealismus, führt nun die Suche nach dem...