Alles brennt
Wenn man den Zuschauerraum betritt, liegt die Bühne bereits offen da. Hinten, vor der Brandmauer, ist das Orchester platziert. Am rechten Bühnenrand vier Straßenlaternen, quer über den Raum leuchtende Hochspannungsdrähte. Links auf der Vorderbühne erhebt sich eine als Spielpodium benutzte Fußgängerüberführung. Der Orchestergraben ist mit schwarzen Müllsäcken vollgestopft. Einziges Requisit: ein fahrbarer Scheinwerfer, mit dem die Darsteller ihr eigenes Spiel ausleuchten.
Über dem Orchester schließlich lodert eine riesige Brandfackel – Zeichen, dass das Feuer, das Schreker in «Irrelohe» entfacht, eine Phantasmagorie ist, die sich primär im Klang der geradezu sinfonisch überströmenden Musik entlädt.
Thomas Dörflers szenische Installation entzieht dem Ganzen jede falsche Romantik und siedelt das selten, zuletzt 2010 in Bonn gespielte Stück an der Faltkante von Traum und Wahn an. Wie in seinen drei vorausgegangenen Erfolgsopern «Der ferne Klang» (1912), «Die Gezeichneten» (1918) und «Der Schatzgräber» (1920), die Schreker zu Beginn der Weimarer Republik zum meistgespielten Musikdramatiker nach Strauss machten, sind auch die fünf Protagonisten der 1924 uraufgeführten «Irrelohe» in einer ...
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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Uwe Schweikert
Gewiss muss die Tante tot sein, die man beerben will; doch vorher schon kann man sich sehr genau im Zimmer umsehen.» Als Ernst Bloch in «Erbschaft der Zeit», veröffentlicht 1935, das untergehende Bürgertum analysierte, plädierte er für eine genaue Prüfung der «Elemente» bürgerlicher Errungenschaften: Wer weiß, ob nicht Erbstücke darunter sind, die für eine künftige...
Es muss ja gar nicht so schlimm kommen, das meint zumindest der Architekt. Aber jetzt ist die Zahl nun mal in der Welt. 235 Millionen Euro für die Theatersanierung, die Nachricht hat Augsburg in einen Schockzustand versetzt. Dabei gibt es noch so viel anderes, das den Haushalt belastet: die Renovierung der Schulen, die Dauerbaustelle Bahnhof; manches wurde...
Van der Aa? Kennen wir nicht. Schreker? Nie gehört. Gluck? Mmm, da war doch was. Hat der nicht mal ein Stück für Paris geschrieben? Mit Unterwelt und so? Bis auf diese uralte Love Story gehört, was Serge Dorny zur elften Ausgabe des Frühlingsfestivals der Opéra de Lyon auftischt, wahrlich nicht zum kassensicheren Kernbestand des Repertoires. Schon gar nicht in der...
