Zwischensphären, Übergänge
Nur der neonweiße Rahmen bietet Halt. Ein hell fluoreszierender Streifen, der das gesamte Bühnenportal einfasst. Zum Bild wird so der Raum, zu einem Tableau vivant, das meist in mattes, diffuses Licht getaucht ist, nebelverschleiert, dunstig verhangen. Konturen und Kontraste verfließen, die Ordnung der Dinge scheint aufgehoben. Wie in der malerischen Filmkunst des russischen Regisseurs Andrei Tarkovsky.
Die rätselhaft elementare Magie der verbotenen Zone aus «Stalker» (1979) schwingt darin mit und, mehr noch, das milchige Wogen des mysteriösen, intelligenten Ozeans aus «Solaris» (1972). Auch Justines Traum einer interplanetaren Katastrophe, die mit Wagners «Tristan»-Vorspiel unterlegte Exposition zu Lars von Triers cineastischer Weltuntergangs-Vision «Melancholia» (2011), gehört zum Assoziationsfeld des eisigen Schauplatzes, der an Berlins Lindenoper das visuelle Ambiente des achten Musiktheaters von Beat Furrer dominiert: «Violetter Schnee». Dessen Leitmotiv, ein scheinbar idyllisches, vital wimmelndes Winterpanorama in Öl – Tarkovsky und von Trier zitieren es in ihren Filmen –, hat Pieter Bruegel der Ältere vor gut 450 Jahren auf 117 mal 162 Zentimeter Eichenholz entworfen: «Die ...
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Opernwelt März 2019
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Albrecht Thiemann
Die im Theater am Hamburger Gänsemarkt sowie an nord- und mitteldeutschen Fürstenhöfen gepflegte deutschsprachige Barockoper ist noch immer ein weitgehend unbekanntes Terrain. Nur vereinzelt haben Werke von Reinhard Keiser und Georg Philipp Telemann auf die moderne Bühne oder auf Tonträger gefunden. So horcht man bei einem Stück wie Georg Caspar Schürmanns «Die...
Im Foyer hängen Girlanden schimmernder Metallornamente von der Decke. Was sich da kokett in jedem Luftzug dreht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als Mobile des Tragischen: Man entdeckt Pistolen, gefrorene Tränen, Schusswunden. Nick Caves Installation «Until», 2016 bei Koproduktionspartner Massachussets Museum of Contemporary Art herausgekommen, ist als Denkmal...
Das Stück wird selten gespielt. An Amilcare Ponchiellis süffiger Partitur mit dankbaren, herausfordernden Gesangspartien, imposanten Chor-Tableaus und dem Wunschkonzert-Hit «Tanz der Stunden» kann es nicht liegen. Eher wohl an dem haarsträubenden Plot von «La Gioconda». Im schnellen Takt reiht sich da eine reißerische Krimi-Szene an die nächste: Hexenwahn,...
