Zwischen den Welten

Nach der Wiederentdeckung 2019 am Theater Osnabrück zeigt sich nun auch an der Opéra national du Rhin in Strasbourg, wie viel Substanz Albéric Magnards «Guercœur» besitzt

Opernwelt - Logo

Fahle Quart- und Quintklänge, fahles Licht. Man ist mit Blick auf die Figuren, die hier die Bühne bevölkern, versucht, an Goethes «Faust» zu denken: «Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, / Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.» Wir befinden uns im Jenseits, das signalisiert das lange Orchesterchorspiel. Und das vergegenwärtigen die Chorklänge, die nicht von der Bühne in den Raum des Strasbourger Opernhauses ziehen, sondern von der Rückseite, aus den Foyers des Rangtheaters durch die eigens geöffneten Türen ziehen.

«Le temps n’est plus, l’espace n’est plus»: Keine Zeit mehr, kein Ort mehr. Alle huldigen der wich -tigsten Größe, die es an diesem Unort zu geben scheint: la vérité – der Wahrheit.

Als Albéric Magnards Oper «Guercœur» – nach der späten Uraufführung 1931 – am Theater Osnabrück 2019 dem Dornröschenschlaf entrissen wurde, avancierte die Tragédie lyrique, wie sie der Komponist ganz bewusst genannt hatte, gleich zur «Wiederentdeckung des Jahres». Und das zu Recht. Denn auch die jüngste Produktion dieses nunmehr erst zum dritten Mal inszenierten Bühnenwerks zeigt, welches enorme musikalische Potenzial in ihm steckt. Aber auch, warum es eben nie populär wurde. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 6
von Alexander Dick

Weitere Beiträge
Vorschau und Impressum OW 6/24

Fliegende Fische
Droben im Norden, so sagt man, reden die Menschen nicht besonders viel. Das mag stimmen. Doch im Theater ist das anders, so auch im Stadttheater Bremerhaven, in das sich die Großkritik so gut wie nie verirrt. Im Rahmen der Serie «Opernwelt auf Landpartie» statten wir dem Haus einen Besuch ab und nutzen die Gelegenheit, den neuen «Rosenkavalier»...

Mit innigstem Behagen

Zwei Frauen in einem Kleid? Na, das kann ja heiter werden. Im Fall der jungen, aufstrebenden Sopranistin Eva Zalenga und der formidablen Pianistin Doriana Tchakarova aber trifft das Bild, mit dem das Cover ihres Debütalbums geschmückt ist, den Kern der Causa. Beide verbindet eine längere Zusammenarbeit, die nun Ausdruck findet in einer CD, die wiederum jene engen...

Kein Weihrauch, nirgends

Wenn Olivier Messiaen eine katholische Kirche betrat, muss sein Blick als Erstes auf die Glasfenster des Gotteshauses gefallen sein. Überliefert sind persönliche Momente der großen Faszination. Schon als er während seines Kom -positionsstudiums am Pariser Konservatorium durch die Monumente und Museen der Metropole streifte, berichtete Messiaen begeistert von seinen...