Zwillingswerke

Birtwistle: The Corridor/The Cure Snape / Aldeburgh Festival

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Der dreiviertelstündige Einakter «The Cure» ist bereits das vierte Musiktheaterstück von Harrison Birtwistle, das beim traditionsreichen Sommerfestival in Aldeburgh an der englischen Ostküste uraufgeführt wurde. Den Anfang machte 1968 die Slapstick-Groteske «Punch and Judy», von der kolportiert wird, dass Festivalchef Benjamin Britten, schockiert über die Holzhammerästhetik, den Saal während der Aufführung verlassen habe – eine  solche PR wünscht sich bis heute jeder Komponist. 47 Jahre später hat Birtwistle, inzwischen 81, nun ein Zweipersonenstück vorgelegt, «The Cure».

Mit seinen reduzierten Mitteln – nur sechs Musiker sitzen auf der Bühne – und seiner subtilen Schilderung des Scheiterns einer Paarbeziehung verrät es die Hand des altersweisen, keineswegs müde gewordenen Musikdramatikers. Das Libretto von David Harsent bezieht sich auf eine Episode aus der Argonauten-Sage, in der Jason die widerstrebende Medea auffordert, mit ihren Zauberkräften seinen betagten Vater Aison wieder zu verjüngen. Je länger ihre rituellen Beschwörungen dauern, desto stärker entfernt sie sich innerlich von Jason. Und weil Jason und Aison vom gleichen Darsteller gespielt werden, wirkt das ...

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Opernwelt August 2015
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Max Nyffeler

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