Zurück in die Zukunft
Kunst gehört uns nicht. «Wir müssen sie immer wieder neu verdienen», sagt Serge Dorny. Draußen donnert es, als wollte der Himmel ein Ausrufezeichen setzen. Aber kein Gewitter naht; vielmehr rumoren einige Harleys am Café vorbei. Später sehen wir sie in der Nähe der Opéra abgestellt. Unter den Arkaden des Opernhauses, das dank des Architekten Jean Nouvel Gestern und Heute attraktiv vereint, zeigen wie immer Breakdancer ihre Kunst. Anderswo hätte man sie wahrscheinlich längst aus den heil’gen Hallen vertrieben.
Doch die gelenkigen Burschen reduzieren allein durch ihre Anwesenheit die berüchtigte Schwellenangst, integrieren das Haus auf ihre Weise als kultursoziologisches Zentrum ins Stadtgeschehen.
Schon deshalb sind sie Dorny willkommen. Denn sein Theater soll eben kein Tempel sein. Er will nicht Nekrophilie betreiben, Oper keinesfalls bloß als, wie man in Wien sagen würde, «schöne Leich’» anbieten. Womit er sich nicht nur Freunde macht. Was er auch in Dresden erfahren musste, wo er mit seinen – überfälligen – Erneuerungsplänen scheiterte, eher er sie umsetzen konnte; nicht zuletzt, um nicht zu sagen: vor allem wegen der Differenzen zu Christian Thielemann. Von der Bühne ist das ...
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Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Gerhard Persché
Vom Finale der «Ariadne»-Oper hatte Hugo von Hofmannsthal klare Vorstellungen – als «wahrhaftiges Geheimnis» wollte er die Vereinigung Ariadnes mit Bacchus auf der Bühne sehen. Mit dem Eintritt des Gottes in die von Zerbinettas Commedia-Truppe immer wieder aufgemischte Tragödienwelt der kretischen Königstochter müssten alle «puppenhaften Kulissen verschwunden...
Wie soll man heute die fern gerückte Geschichte der Medea erzählen? Kindsmord durch die eigene Mutter findet heutzutage überwiegend in prekärem Milieu statt, als Ursachen für die Kindesmisshandlung mit Todesfolge werden zumeist Verwahrlosung und Überforderung ausgemacht. Also eher nicht jene rasende Rache aus Eifersucht, von der der antike Medea-Mythos erzählt....
Herr Köhler, Sie werden Ihren Intendantenvertrag an der Oper Halle 2016 auslaufen lassen. Warum wollen Sie Ihr «Heimathaus» nach drei Jahrzehnten verlassen?
Weil ich die Kahlschlagpolitik der Landesregierung nicht mittragen kann. Als sich im Frühjahr 2013 abzeichnete, dass in Dessau, Eisleben und Halle die Theateretats drastisch zusammengestrichen werden sollen,...