Diskurs ist alles: Suzanne McLeod (Anhilte); Henrike Jacob (Sylva Varescu), Gregor Dalal (Feri), Erwin Belakowitsch (Graf Boni) in Münster; Foto: Theater/Oliver Berg
Zum Mitsingen schööön
Wer über kompendiöse Operettenkenntnisse verfügt, etwa der emeritierte Germanist Volker Klotz, könnte ein «Repertoire» von Hunderten spielbarer Werke dieses Genres zusammenstellen. In der gegenwärtigen Theaterpraxis figurieren jedoch nur noch eine Handvoll «klassischer» Operetten; und sie müssen sich den ohnedies kaum üppigen Anteil unterhaltsamen Musiktheaters in den Spielplänen mit dem etwas moderneren Musical teilen.
Noch vor gut 40 Jahren gehörte Wiesbaden (dank geografischer Nähe der rheinischen Sektfabrikanten) zu den Operetten-Domänen mit jährlich fünf Neuinszenierungen und einem speziell ausgebildeten Interpretationsstil – der viele Jahre amtierende Operettenkapellmeister, nachgerade eine Legende, hieß Bernhard Stimmler. Operettenhochburgen wie Bad Ischl und Mörbisch, die auf eine der spezifischen geistigen und institutionellen Heimatregionen dieser leichten Muse verweisen, haben den Rang eines tourismusindustriell verwertbaren Kulturerbes. Hochkulturelle Nobilitierung der Operette signalisieren ambitionierte Tonträgerprojekte, vorzugsweise bei der Firma cpo und mit dem Dirigenten Ulf Schirmer, der, cum grano salis, die Schatzsucherrolle von Gerd Albrecht übernommen hat. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Hans-Klaus Jungheinrich
Das Kultbuch vom «Cornet» mit seiner rauschhaften Mischung aus virtuoser Sprachkunst und Kitsch, schwüler Erotik und poetischer Einbildungskraft hat immer wieder Komponisten angezogen. Casimir von Pászthory hat es noch zu Lebzeiten Rainer Maria Rilkes als Melodram vertont, Siegfried Matthus 1985 sogar veropert. Am seltsamsten mutet die fast zeitgleiche...
Seinem Kompositionslehrer Max Bruch war er Grund genug, mit ihm zu brechen. Doch aus der Retrospektive muss man sagen: Der Weg, den Oscar Straus mit seiner ersten Operette «Die lustigen Nibelungen» einschlug, hat der Gattung besser getan als seine Wendung zum Sentiment in seinem Meisterwerk «Ein Walzertraum». Satire, zumal wider die Obrigkeit, hatte es nicht leicht...
Schon vor 40 Jahren hat Hans Werner Henze gegen die wahllose Selbstbedienung des Tanztheaters aus dem Plattenschrank der Musikgeschichte polemisiert: «Es wäre mir angenehm, die Choreographen würden ihre Füße von der Musik lassen, die nicht für sie gedacht ist.» Längst haben diese «Übergriffe» aufgrund einer «mangelhaften ästhetischen Erziehung» (Henze) auch das...
