Zukunftsfinsternis
Aktualität nicht immer nur von Seiten der Regie, sondern auch von der Musik aus anzugehen, die musikalische Dramaturgie genauso zeitgenössisch zu denken wie die theatralische, bestimmt den diesjährigen Spielplan der Oper Stuttgart. In Verdis «Don Carlos» hatte Dirigent Cornelius Meister als Appetizer die von der russischen Protestgruppe Pussy Riot angeregte lautstarke «Pussy-Polka» des Komponisten Gerhard E. Winkler geschmuggelt. Im März steht Hans Zenders orchestrale Übermalung von Schuberts «Winterreise» auf dem Programm.
Ende Juni folgt Mascagnis «Cavalleria rusticana», die hier einmal nicht mit Leoncavallos «Pagliacci», sondern mit Salvatore Sciarrinos «Luci mie traditrici» gekoppelt wird.
Ein kühnes Experiment freilich ist der Versuch, Mussorgskys in der herben, offeneren Ur-Fassung gespielten «Boris Godunow» – von dem Andrej Rimsky-Korsakow (der Sohn des Komponisten) sagte, es sei «das weitblickende Auge des ahnungsvollen Volkes, gerichtet in die Finsternis der Zukunft» – mit Szenen aus dem postsowjetischen Alltag zu einer simultanen Erzählung zu verbinden. Der russische Komponist Sergej Newski hat aus dem Dokumentar-Roman «Secondhand-Zeit» der Literatur-Nobelpreisträgerin ...
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Opernwelt März 2020
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Uwe Schweikert
Wer in Verdis «Don Carlos» auf der Bühne den Wald von Fontainebleau, das Kloster San Yuste, den Platz vor der Kathedrale in Valladolid, das Zimmer des Königs oder Carlos’ Gefängnis erwartet, sitzt in Roland Schwabs Inszenierung im falschen Film. Der Blick trifft auf die nackten Betonwände eines fahl von kaltem Neonlicht beleuchteten Autotunnels, dessen Fluchtpunkt...
arte
01.03. – 17.40 Uhr
Maurizio Pollini spielt Beethoven: Klaviersonaten Nr. 31 und 32
Herkulessaal der Münchner Residenz, 2019
01.03. – 23.55 Uhr
Mozart: Thamos, König in Ägypten
La Seine Musicale, 2018, ML: Equilbey, I: Soulard, S: Piau, Martin, Van Mechelen
09.03. – 05.00Uhr
Wagner: Lohengrin
Sächsische Staatsoper Dresden, 2016, ML: Thielemann, I: Mielitz, S:...
Irgendwann an diesem Abend durchfliegt einen der Gedanke an Beethovens «Eroica». Und die Frage, wie viele Musiker wirklich nötig sind, um dieses symphonische Schlüsselwerk angemessen zu interpretieren. Während heute bis zu 80 Musiker auf dem Konzertpodium sitzen, waren es bei der Uraufführung der Symphonie anno 1803 im Palais des Fürsten Lobkowitz gerade einmal...