Zeitmaschine
In Gottes Namen? Ständig schleicht einer an diesem Abend chez Gluck im Theater an der Wien über die Bühne, in schwarzem Outfit und Priesterkollar wie ein perfider Militärpfaffe, lauernd, mit bösem Lächeln, eingeschlossen in den Bleirahmen höflicher Gefährlichkeit. Stets trägt er Handschuhe – um keine Spuren zu hinterlassen? Denn es obliegen ihm die notwendigen Handreichungen zu den anbefohlenen Opfermorden, an Iphigenie auf Aulis und an Orest und Pylades auf Tauris.
Er drängt den Exekutoren die Mörderwaffen auf, Messer, Pistolen; in Torsten Fischers Inszenierung der beiden Iphigenien scheint er Vertreter einer fragwürdigen geistlichen Obrigkeit, eines Gottesprinzips, das eifersüchtig und brutal auf Abwicklung des Anbefohlenen besteht.
Dem Theater freilich ist aufgegeben, Gegenentwürfe zu erstellen – und dies tat bereits Gluck selbst in der tauridischen Iphigenie. Denn die Titelheldin (in Wien verkörpert von der grandiosen Véronique Gens, die sich diese Figur über die Jahre perfekt anverwandelt hat), ihr Bruder Orest und dessen Freund Pylades (die ebenso überzeugenden Stéphane Degout und Rainer Trost) ringen sich mit übermenschlicher Anstrengung dazu durch, der göttlichen Willkür ...
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Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Im Focus, Seite 26
von Gerhard Persché
Wenn Oper in der Oper zitiert wird, ist das meist Ausdruck von Komik. Hans Krása setzte noch eins drauf. Wenn er im Finale des ersten Akts seines Bühnenwerks «Verlobung im Traum» das Mädchen Sina «Casta Diva» aus Bellinis «Norma» anstimmen lässt und die Arie sich in verbaler und musikalischer Polyphonie verfängt, ist das ein virtuoses Doppelspiel mit Komik und...
ML = Musikalische Leitung
I = Inszenierung
B = Bühnenbild
K = Kostüme
C = Chor
S = Solisten
P = Premiere
AP = A-Premiere
BP = B-Premiere
UA = Uraufführung
WA = Wiederaufnahme
Deutschland
Aachen
Tel. 0241/478 42 44+0180/500 34 64
Fax 0241/478 42 01
www.theater-aachen.de
– West Side Story: 6., 19., 25., 31.
– Wuorinen, Brokeback Mountain: 7. (P), 12., 21., 27.12.; 4., 11., 14.,...
Jean-Baptiste Lully und sein Librettist Philippe Quinault schufen die Tragédie lyrique, auch Tragédie en musique genannt, als nationales französisches Musiktheater. Bewusst sah man sich als musikalisches Pendant zur klassischen französischen Tragödie von Corneille und Racine, setzte sich von der italienischen Oper ab und strebte ein Gleichgewicht zwischen gereimtem...
