Zauberhaft

Britten: A Midsummer Night’s Dream
BERLIN | DEUTSCHE OPER

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Ein gemeiner Gesell ist dieser Amor. Stiftet überall dort, wohin ihn seine Flügel tragen, komplette Verwirrung, verbandelt Menschen miteinander, die sich zuvor am liebsten die Augen ausgekratzt hätten, sorgt momentweise für erotisches Unbehagen selbst bei soignierten Damen, die ihr Herz doch eigentlich an den Mann ihrer Träume verloren zu haben schienen, und lässt die Protagonisten der Liebe zwischendrin immer wieder sanft in Morpheus’ Arme gleiten, um sie beim Aufwachen mit völlig veränderten Konstellationen zu konfrontieren. So wohl sieht die Macht der Überredung aus.

Und so klingt sie auch. Nur eben höchst sublim.

Dass ausgerechnet Benjamin Britten die zartesten, schönsten Töne für Shakespeares Komödie «A Midsummer Night’s Dream» gefunden hat, überrascht auf den ersten Blick. Abgesehen vom urkomischen «Albert Herring» und der Königin-Oper «Gloriana» hatte Britten bevorzugt die schwachen, ausgegrenzten, mit gesellschaftlichen Realitäten überforderten (und diesen ausgelieferten) Kreaturen im Blick: Billy Budd, Peter Grimes, die Gouvernante in «Turn of the Screw». In seinem «Sommernachtstraum» hingegen malt der britische Komponist das Reich der Göttin Nyx in den sanftesten und ...

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Opernwelt März 2020
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Jürgen Otten

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