Wir sind Gefangene
Immo Karaman hatte in der letzten Spielzeit mit Brittens «Peter Grimes» sein Regiedebüt an der Düsseldorfer Rheinoper gegeben (siehe OW 11/2009). Jetzt setzte er sich dort mit Brittens aufwändigster Oper, dem 1951 uraufgeführten «Billy Budd», auseinander. Wie schon bei «Peter Grimes» verweigert Karaman jede vordergründige Aktualisierung, gar plakative Bebilderung des archetypischen Dramas um Schuld und Sühne, das Britten und seine beiden Librettisten E. M. Forster und Eric Crozier aus Herman Melvilles faszinierend-rätselhafter Erzählung herausgefiltert haben.
Das Kriegsschiff, auf dem die Handlung spielt, ist Abbild der Welt. Die Männer, die dort – ob gepresst oder freiwillig – Dienst tun, sind Gefangene ihres Schicksals.
Bei Karaman wird dies auf beklemmende Weise Bild. Nicola Reicherts meist in düsteres, diffuses Licht getauchte Bühne besteht aus fahrbaren Wandelementen, die sich zu immer neuen Raumausschnitten verschieben lassen und so vor allem für die bruchstückhaften Episoden des ersten Akts fließende Übergänge schaffen. Karaman und sein choreografischer Mitarbeiter Fabian Posca zeigen in aller Deutlichkeit die latente Brutalität der militärischen Arbeitsabläufe, den ...
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Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Uwe Schweikert
Frau Poplavskaya, in Ihrer Berliner «Traviata» konnte man eine Menge ungewöhnlicher Details hören. Zum Beispiel haben Sie die Zeile «Croce e delizia al cor» im ersten Akt jedes Mal anders gesungen und damit die emotionale Entwicklungskurve Violettas markiert. Machen Sie so etwas spontan?
Ja, ich arbeite auf der Bühne immer spontan. Und ich freue mich, wenn ich dabei...
Eine gute Oper zu komponieren, dürfte kaum je so schwer gewesen sein wie im Deutschland des ausgehenden 18. Jahrhunderts: Zwischen Gluck und Mozart, dem deutschen Singspiel und der französischen Revolutionsoper gelang es kaum einem der zahlreichen Hofkomponisten, die oft noch mit den Formmodellen der späten Opera seria groß geworden waren, zu einem markanten...
Ach, diese Münchner Kulturschickeria. «Sehr schnell auf die Nerven» könne die einem gehen. Und dann erst die Politik: zunächst umarmt, «dann wieder eiskalt im Stich gelassen». Das, was Ulrich Peters der Zeitung seines baldigen Wirkungsortes Münster anvertraute, riecht vor allem nach einem: nach verbrannter Erde. Vor dem Sprung vom Theater Augsburg nach München...
