Wenn es Wotan zu Papageno zieht
Willensstark und tatkräftig sind sie, aber in ihrer Seele verwirrt, tief verletzt – ob sie Wotan oder Sachs heißen, Posa oder Amonasro, ob sie Namen wie Scarpia, Mandryka oder Wilhelm Tell tragen. Sie alle sind nur Kunstfiguren auf hölzernen Theaterbrettern. Aber wenn Michael Volle diese Figuren verkörpert, werden hinter den Rollen all die schwankenden Existenzen lebendig – die tragischen, vom «Schicksal» oder der eigenen Seelenschwäche gebrochenen, in Wahn und Leid zerrissenen Machtmenschen, die das Publikum bewegen, ja aufwühlen können.
Mit seiner kraftvoll-balsamischen Baritonstimme und der ausgreifenden Bühnenpräsenz ist er längst zu einem großen Charakterdarsteller geworden.
Michael Volle hat sich in den vergangenen Jahren die großen «schweren» Partien seines Fachs auf der Bühne erobert, eben Wagners Hans Sachs, Holländer, Wolfram und Wotan, Verdis Posa, Amonasro und Montfort, den Mandryka und den Jochanaan des Richard Strauss sowie Puccinis Scarpia, im letzten Sommer erst Rossinis Guillaume Tell. Dazu den Dr. Schön in Alban Bergs «Lulu» und den Golaud Debussys. Er hat gerade die zwiespältigen Charaktere mit musikalischer Hingabe und Spielleidenschaft schier an sich gerissen. ...
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Opernwelt Jahrbuch 2014
Rubrik: Sänger des Jahres, Seite 34
von Wolfgang Schreiber
Drahtig, nicht besonders groß. Ein Bart und wilde Lockenbüsche. Blitzende Augen und eine Riesenenergie. Man würde Aleksandar Denic glatt zutrauen, dass er die gigantischen Sets höchstpersönlich auf die Bayreuther Bühne wuchten könnte, die er sich für Wagners «Ring des Nibelungen» ausgedacht hat. Jenen «Ring», der eigentlich «Denic-Ring» heißen müsste, wie eine...
Wann hören wir endlich eine Arie?», soll Faustina Bordoni, eine der großen Primadonnen des 18. Jahrhunderts und Ehefrau des Komponisten Johann Adolph Hasse, voller Ungeduld eine halbe Stunde nach Beginn der Vorstellung einer französischen Oper gefragt haben. Die von Charles Burney überlieferte Anekdote wirft ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Wirkung der...
Wenn sie sich verbeugt, denkt man unwillkürlich an eine verlegene Handarbeitslehrerin. Mit kleinen Schritten schiebt Adriana Hölszky ihre stolze und trotzdem geduckte, meist unauffällig gekleidete Gestalt nach vorn. Neigt nur knapp den Kopf, strahlt aber doch ein wenig über den ihr entgegenbrandenden Applaus. Und tritt sofort wieder zurück, verbirgt sich in den...
