Wenn du mir fremd bist, liebe ich dich

«Madama Butterfly» und ein neues «Medea-Musiktheater» in Stuttgart

Mit seiner letzten Stuttgarter Arbeit als Dramaturg hat Klaus Zehelein, zusammen mit der erstmals in Deutschland inszenierenden flämischen Regisseurin Monique Wagemakers, zum großen Befreiungsschlag ausgeholt und ein gleichermaßen beliebtes wie missachtetes Repertoirestück, Puccinis «Madama Butterfly», von allen musikalischen Unter- wie szenischen Überforderungen befreit. Zutage tritt ein musikdrama­tisches Meisterwerk, das der Komponist unmittelbar nach dem Mai­länder Uraufführungs­fiasko 1904 als seine «am tiefs­ten empfundene und eindringlichste Oper» bezeichnete.


Puccinis «japanische Tragödie», so der Untertitel, hat in den letzten Jahren mancherlei Regietaten wie -untaten über sich ergehen lassen müssen: den ethnologischen Blick des Zusammenpralls zweier Kulturen, die politische Entlarvung des westlichen Kolonialismus oder die feministische Brille der zum bloßen Sexualobjekt erniedrigten Frau. Monique Wagemakers hat alle diese nicht völlig falschen Prämissen zuguns­ten einer radikalen Neulektüre des Stücks über Bord geworfen – eine Deutung, die, in engster Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Nicola Luisotti, Szene wie Figuren nicht aus dem Libretto, sondern konsequent aus der ...

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Opernwelt Mai 2006
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Uwe Schweikert

Vergriffen
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