Weniger ist mehr

Eötvös: Angels in America
Freiburg | Theater

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Gott ist abwesend, der Kampf ums Überleben diktiert den Stückverlauf. Die (Todes-)Angst vor Aids und das heikle Coming-out, auch innerhalb der Familien, heizen ihn an. Aus dem Alltag erwächst die Vision, am Ende fantasiert sich Prior Walter (er ist nicht Prior, er heißt so) einen Engel herbei, der seinerseits auf Prophetensuche ist. Doch Prior lehnt den Job ab. Er hat mit dem Leben genug zu tun, so schwer es auch ist.

«Angels in America», Peter Eötvös’ 2004 in Paris uraufgeführte Oper nach dem Dramenmonster von Tony Kushner, ist reich an Themen und Aspekten.

Die Freiburger Inszenierung von Ingo Kerkhof begegnet dem aufs Erste mit einer richtungsweisenden Entscheidung: Der Bühnengestalter Dirk Becker lässt jedweden Eugene-O’Neill- oder Tennessee-Williams-Realismus beiseite und unterläuft so die amerikanische Freude am Narrativen. Die Szene präsentiert sich als Arbeitsbühne, ruft trotz der Requisiten einen Eindruck von Leere hervor. Das knappe Mobiliar vor allem aus Krankenbetten leistet kräftige Sehhilfe. Die schnittig beflügelten Engel sind faszinierend bizarre Erscheinungen, namentlich an Priors Sehnsuchtsort in der Antarktis. Ansonsten tut die Regie das Vernünftig-Naheliegende, ...

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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Heinz W. Koch

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