Weltbürger des Gesangs

Er war einer der vielseitigsten Tenöre überhaupt: Gounods Faust war seine Paraderolle, sein Lohengrin eine Sternstunde des Wagner-Gesangs, und den Tamino sang er nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Schwedisch, Französisch und Italienisch. Zum 100. Geburtstag von Nicolai Gedda, dem großen Belcantisten und Meister der Mezza Voce

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Für eine Gesamtaufnahme von Modest Mussorgskis «Boris Godunow» suchte Walter Legge, der umtriebige, einflussreiche Produzent der EMI, im Jahr 1952 einen Tenor für die Partie des Grigori, der nicht nur sehr gut singen, sondern auch perfekt Russisch sprechen sollte. Seine Wahl fiel auf den jungen Nicolai Gedda, der gerade als Chapelou in Adams «Postillon von Lonjumeau» an der Königlichen Oper seiner Heimatstadt Stockholm erfolgreich debütiert hatte.

Noch im selben Jahr gab der Sänger in der von Issay Dobrowen geleiteten Aufnahme von Mussorgskis Meisterwerk seinen fulminanten Einstand bei der Schallplattenfirma, deren Exklusivkünstler er bald werden sollte.

Gedda wuchs mehrsprachig auf, Sprachen zu lernen fiel ihm leicht. Geboren wurde er am 11. Juli 1925 in Stockholm. Dass Olga Gädda und Michail Ustinoff, die Menschen, bei denen er aufwuchs, nicht seine leiblichen Eltern waren, erfuhr er erst als junger Mann. Ustinoff stammte aus Russland und war als Bassist und Kantor tätig. Und er war der erste Lehrer seines Ziehsohns, dessen tiefe Verbindung mit der russischen Sprache und Kultur in diesen frühen Jahren ihren Ursprung hat. Zu Hause wurde Russisch gesprochen, aber draußen auf den ...

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Opernwelt Jahrbuch 2025
Rubrik: Nicolai Gedda, Seite 114
von Thomas Seedorf

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