Wagner-Perspektiven
Jemand hat Wagner-Partien einmal mit einem Rolls-Royce verglichen: Mit dem Rolls schmücke man seine Garage, mit dem Bayreuther Meister gerne die Biografie. Selbst Heroen des Belcanto und Verismo wie Caruso oder die (junge) Callas suchten Ruhm und Ehre auf Wagner’schen Schlachtfeldern. Nina Stemme hat den Rolls längst virtuell in der Garage stehen: Seit ihrem sensationellen Debüt als Isolde 2003 in Glyndebourne gilt sie als eine der ersten Adressen im hochdramatischen Wagner-Bereich.
Eine Live-CD dokumentiert die Entwicklung anhand von Auftritten an der Wiener Staatsoper – von Senta 2003 über Sieglinde in der «Walküre» 2007 und Brünnhilde in «Siegfried» 2008 bis zu Isolde 2013. Wobei die Erinnerung (wir haben diese Auftritte allesamt im Haus erlebt) durch die Eindrücke beim Hören der Silberscheibe womöglich noch übertroffen wird. So produziert die Stemme pars pro toto als Brünnhilde genau jenen speziellen Belcanto, den Wagner von seinen Sympathieträgern forderte, formuliert hinreißend Brünnhildes Wechselbad der Gefühle. Als Isolde ist ihr Zugriff vielleicht ein paar Schattierungen weniger jungmädchenhaft-verletzlich als in Glyndebourne, doch in der Bandbreite der Gefühle reicher, ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Gerhard Persché
Der Geiger Henri Marteau (1874-1934) – der Vater Franzose, die Mutter Deutsche – versuchte zeit seines Lebens den Spagat zwischen Frankreich und Deutschland. Er war als Nachfolger des großen Joseph Joachim Professor an der Berliner Musikhochschule, geriet zwischen die Fronten, wurde in Deutschland als französischer Reserveoffizier bei Kriegsausbruch 1914...
Die schöne Unbekannte liegt im Halbfeld links, gefährlich nah am Rand. Goldglänzendes Cocktailkleid, eine rote Einstichstelle nahe dem Herzen. Niemand, der sie beachten würde; anscheinend gehört das Sterben zum Geschäft, ist Teil der Staatsräson, Kollateralschaden. Wer die Tote ist, erfahren wir auch in den folgenden dreieinhalb Stunden nicht, können es nur...
Tja, so ist das, wenn Hände sprechen können. Es ist anders, anders intensiv. Es bedarf nicht der Berührung der Körper, keiner direkten sinnlichen Annäherung. Hände vermögen Gefühle, Gesten, Gedanken in einer Weise auszudrücken, die uns heute anachronistisch erscheinen mag, zur Zeit der Barockoper indes gang und gäbe war. Wie beispielsweise auch in Georg Philipp...
