
Marteau: Lieder – Solo Musica SM 263; AD: 2017 und 1956
Bärendienst
Der Geiger Henri Marteau (1874-1934) – der Vater Franzose, die Mutter Deutsche – versuchte zeit seines Lebens den Spagat zwischen Frankreich und Deutschland. Er war als Nachfolger des großen Joseph Joachim Professor an der Berliner Musikhochschule, geriet zwischen die Fronten, wurde in Deutschland als französischer Reserveoffizier bei Kriegsausbruch 1914 interniert, in Frankreich nach Kriegsende als Verräter stigmatisiert, sodass er schließlich die schwedische Staatsbürgerschaft annahm.
Harald Eggebrecht widmet ihm in seinem Buch «Große Geiger» zwei Seiten, erwähnt aber ebenso wenig wie der Eintrag in «Musik in Geschichte und Gegenwart», dass Marteau auch ein umfangreiches kompositorisches Œuvre hinterlassen hat. Als Vokalkomponist zweigleisig, nämlich auf Französisch und auf Deutsch, steht er sowohl in der Nachfolge der Mélodies eines Fauré wie des spätromantischen deutschen Kunstlieds.
Leider lädt die vorliegende Aufnahme nicht gerade dazu ein, sich mit Marteau zu beschäftigen. Für die Subtilitäten seiner Liedkunst fehlen Vesselina Kasarova so gut wie alle Voraussetzungen, stimmlich präsentiert sich die renommierte Mezzosopranistin in einem bedenklichen Zustand: Der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Uwe Schweikert
«Don Giovanni» erlebte in den 1950er-Jahren in den Mozart-Hochburgen Salzburg, Aix-en-Provence und Glyndebourne viele große, durch starke Dirigentenpersönlichkeiten geprägte Aufführungen, die zu einem ansehnlichen Teil als Mitschnitte überliefert sind. In Salzburg behauptete Wilhelm Furtwängler eine sehr romantische Mozart-Auffassung, die stark zu Hans Rosbauds...
Herr Albrecht, müssen Künstler gute Menschen sein?
Nein. Überhaupt nicht. Nehmen wir Richard Wagner, einen meiner Hausgötter: Er war sicherlich kein guter Mensch; charakterlich problematisch, in vielerlei Hinsicht schwach und fehlerhaft. Dennoch möchte ich keine Note von «Tristan» oder «Lohengrin» missen. Seine Musik interessiert mich ein Leben lang. Ob ich ihn...
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich in der europäischen Literatur schwüle Stimmungen breitgemacht. In der italienischen Oper spielte solcher «decadentismo» jedoch nur eine zweitrangige Rolle. Zwar standen die meisten Komponisten in Wagners Bann, doch ein Puccini, im Grunde seines Herzens Kleinbürger, konnte mit jener elitären Strömung nie wirklich etwas...