Vor allem lustvoll

Die Münchner Theaterakademie präsentiert Leon Zmeltys «Einladung zur Enthauptung» und eine Rarität aus dem Hause Bach

Opernwelt - Logo

Wenn sie sich dazu entschieden haben, mich zu töten, heißt das, dass wir unglaublich stark sind.» Letzte Worte, aufgenommen vor dem nicht angekündigten, aber doch erwartbaren Tod. Und es ist keine bemüht aktualisierende Regie-Idee – der tragische Fall Alexej Nawalny spukt ohnehin durch diese Aufführung. Also soll dem gerade Ermordeten per Lautsprecher-Zitat auch das Finale gebühren. Nicht erst in diesem Moment erwächst aus dem Abend Beklemmung, weil er sich mit der Realität überschneidet.

Die musiktheatrale Performance «Einladung zur Enthauptung» basiert auf dem gleichnamigen Roman von Vladimir Nabokov. Cincinnatus, ein zum Tode Verurteilter, erwartet in einer kafkaesken Situation seine Hinrichtung. Ein vorgeblicher, clownesk überdrehter Mitgefangener entpuppt sich als Henker.

Mehr Ambition geht kaum. Zumal dieser 90-Minüter nicht die einzige Neuproduktion der Theaterakademie August Everding innerhalb weniger Wochen ist. Aus dem Stadium, als zur Nachwuchsbeschäftigung Immergleiches à la «Così fan tutte» einstudiert wurde, ist das Institut im Münchner Prinzregententheater längst hinaus. Während also die groteske «Enthauptung» in der Reaktorhalle, einer Art Werkstattbühne, vollzogen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Magazin, Seite 84
von Markus Thiel

Weitere Beiträge
Revue des traurigen Irrsinns

Wolfgang Rihms Musiktheater «Die Hamletmaschine», 1987 in Mannheim uraufgeführt, hat immer Respekt erfahren, aber dazwischen verging jedes Mal sehr viel Zeit. Geradezu enigmatisch ist Heiner Müllers Textvorlage, immens der Aufwand. Nur wer zu beidem bereit ist – großen Aufwand für unlösbare Rätsel zu betreiben –, hat etwas davon. Zum Beispiel das Staatstheater...

Der englische Patient

Die zweite und letzte Neuproduktion an der English National Opera (ENO) in dieser ansonsten aus Wiederaufnahmen bestehenden Spielzeit traf mit Lidiya Yankovskayas atmosphärisch dichtem Dirigat und Joe Hill-Gibbins’ spannender Lesart von Bartóks Einakter «Herzog Blaubarts Burg» trotz krankheitsbedingter Probleme ins Schwarze. Allison Cook, die eigentlich Judit...

Verb(r)annt

Die Hoffnung stirbt nie. Selbst im Angesicht des nahenden Todes nicht. Hören kann man es in Leonoras Doppel-Arie zu Beginn des siebten Bildes von Verdis «Il trovatore». Schwebt das Unheil im schwermütigen f-moll-Adagio «D’amor sull’ali rosee» (Auf den rosigen Flügeln der Liebe) noch wie ein Damoklesschwert über der schicksalsträchtigen Beziehung der jungen Frau zu...