Von Wagner zu Hitler – und mittendrin: Isolde
Der Bedarf an Biografien namentlich weiblicher Verwandter von berühmten Persönlichkeiten speist sich vermutlich vor allem aus zwei Quellen: Erstens liegen über Thomas Mann, Johann Wolfgang von Goethe und eben Richard Wagner so zahl- und umfangreiche Bücher vor, dass eine Erweiterung des Blicks aus der Verlegenheit ständiger Wiederholungen heraushelfen kann.
Zweitens ermöglicht der Blick auf die Biografien von Ehefrauen, Schwestern, Töchtern und so weiter, all das wahrzunehmen, was im Glanzlicht der (männlichen) Prominenz in Vergessenheit geriet; ungeschriebene Frauenbiografien entstehen somit gewissermaßen «automatisch» neu.
Bei glücklichem Verlauf ergeben sich daraus individuelle und zugleich exemplarische Geschichten, Panoramen ihrer Zeit sowie neue Details und Facetten – auch die zentralen Figuren des Ganzen betreffend. Hier heißt das zum Beispiel, Richard Wagner als liebenden Vater zu erleben, der sich nach dem kranken «Loldchen» erkundigt, «diesem wunderlichen Wunderkind», in dessen Haus «viel gelesen, gespielt und phantasiert» wird und dem es fernliegt, seine erste Tochter auszubooten, wie es seine Witwe nachher unternimmt. Es dürfte auch der spektakuläre und entsprechend ...
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Opernwelt 12 2022
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 35
von Judith von Sternburg
An Ressentiments herrscht in diesem 1814 an der Mailänder Scala aus der Taufe gehobenen Werk wirklich kein Mangel: Rossinis «Il turco in Italia». Der Sultan ist ein zwar charmanter, aber unerbittlicher Despot; die vermeintlich untreue Geliebte hat er bereits zum Tod verurteilt und Frauen, derer er überdrüssig wurde, flugs verkauft. Italienerinnen wiederum haben es...
Beim König war Jean-Baptiste Lully in Ungnade gefallen. Die Beteiligung an Orgien mit hochrangigen Mitgliedern des Hofs, dazu die Verführung eines Pagen: Das war denn doch zu viel für Ludwig XIV., der unter dem Einfluss der frommen Madame de Maintenon zunehmend auf die Sitten achtete. Doch der intrigenbegabte Komponist gab nicht auf, auch wenn er dafür erstmal...
Sind das Wasserleichen, die da in diesem riesigen, hellen und mit kühlem Nass befüllten Kubus liegen? Langsam beginnen diese Wesen, sich – choreografisch wohlsortiert kreisend – in ihrem Element zu wälzen, breiten die Arme aus und lassen sie auf die Oberfläche platschen. Später bilden sie allerhand Knäuel und Klumpen, ihre Körper scheinen miteinander zu...
