Volles Risiko

Sie haben sich nie geschont: Teresa Stratas und Doris Soffel zum runden Geburtstag

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«Diese Bilderbuchkarrieren, gibt’s die überhaupt?», fragte Doris Soffel im Gespräch mit «Opernwelt» einmal (siehe OW 9-10/2015). Ihre Antwort: «Nein! Es gibt nur Zickzack.» Mit entwaffnender Offenheit sprach da eine Mezzosopranistin, die vom Koloraturfach kommt, ihren internationalen Durchbruch nach neun Stuttgarter Ensemblejahren als Sesto in Mozarts «Tito» (London, 1982) und Orlovsky in der «Fledermaus» erlebte, sich aber schon 1983 Fricka zumutete – das Angebot, im Bayreuther Solti-«Ring» mitzuwirken, war wohl einfach zu verlockend.

Ein Abenteuer, das sie nach einem Sommer beendete. Die «schweren» Wagner- und besonders Strauss-Partien, die zu ihren Markenzeichen werden sollten, rückten erst in den späten 1990er-Jahren ins Zentrum. Die erste Klytämnestra sang sie 1996 in Salzburg – als Einspringerin für Leonie Rysanek («ein Schock»), um die Jahrtausendwende folgten Ortrud und Kundry und – ihre vielleicht markanteste signature role – die Herodias in «Salome».

Körper und Stimme bis zur Verausgabung treiben – auch Teresa Stratas hat die Konfrontation mit Extremen nie gescheut. Dass der Ruf der griechisch-kanadischen Sopranistin maßgeblich auf ihrer Darstellung von Bergs Lulu ...

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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Magazin, Seite 85
von Albrecht Thiemann

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