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Düsseldorf: Deutsche Oper am Rhein: Rameau: Platée

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Die Geschichte der hässlichen Sumpfnymphe «Platée», der man eingeredet hat, Obergott Jupiter sei ihr verfallen, und die das auch glaubt, bis sie, schon im Brautkleid, grausam enttäuscht und von allen verspottet wird – diese recht herzlose Geschichte kam 1745 in Versailles anlässlich der Hochzeit des französischen Thronfolgers mit der spanischen Infantin Maria Teresa erstmals auf die Bühne. Die Braut galt als recht unansehnlich – so hat man stets angenommen, sie sollte im Stück bloßgestellt werden.

Doch sie war – ungewöhnlich genug – den Autoren allenfalls einen Seitenhieb wert.

Eigentlich geht es um etwas ganz anderes: Die Götter – in der barocken Oper stehen sie meist für den Fürsten und sein Gefolge – kommen hier in Berührung mit dem denkbar niedrigsten aller Stände. Wenn also in der Figur der Platée die Prätentionen des dritten Standes verspottet werden, kommt die Adelswelt auch nicht viel besser weg, die in ihrer ganzen grausamen Oberflächlichkeit vorgeführt wird. Die Mechanismen, die da aufgedeckt werden, findet man heute im «Unterschichtenfernsehen» wieder.

Die Regisseurin Karoline Gruber scheint also auf der richtigen Spur, wenn sie im Prolog den Hofstaat der Götter in ein ...

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Opernwelt März 2011
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Ingo Dorfmüller

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