Verdi: Attila
Verdis wilde Männer: Bald nach dem «Nabucco» ließ sich der Komponist von Attila fesseln, der «Geißel Gottes». Eine Paradepartie für Bässe, die Belcanto mit Ausdrucksgewalt zu verbinden wissen. In Gelsenkirchen setzt Nicolai Karnolsky seine robuste Stimme wirkungsvoll ein, wird allerdings von Jee-Hyun Kims Ezio in die Schranken verwiesen, ein Hüne in Gestalt und Stimme. Obwohl sie als rachedurstige Odabella ihren lyrisch grundierten Sopran eigentlich überfordert, beeindruckt Regine Hermann mit schlanker Intensität, wobei diese Formulierung auch auf ihre Bühnenerscheinung zielt.
In hautengem Fantasy-Kostüm (Ulli Kremer) becirct ihre coole Erotik.
Psychologische Stichhaltigkeit hat, fast möchte man sagen Gott sei Dank, Regisseur Andreas Baesler nicht im Sinn. Erfreulicherweise versucht er nicht krampfhaft, die plakativen Wirkungen der Oper zu kaschieren. Es wird also vehement geliebt, gefeilscht und gestorben. Alle, aber auch alle Protagonisten fallen ihren übersteigerten Gefühlen zum Opfer: ein Opernabenteuer ohne Wenn und Aber. Hermann Feuchter schafft mit seiner urig martialischen Szenerie einen wirkungsvollen Bildrahmen, freier Horizont lässt wirkungsvolle Projektionen und ...
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Alle Jahre wieder, am 7. Dezember, dem Tag des Mailänder Stadtheiligen Ambrosius, wird die Saison des Teatro alla Scala feierlich eröffnet. Die «Inaugurazione» ist – auch wenn der Saisonbeginn in den letzten Jahren durch Aufführungen im Herbst, die noch der jeweils vorangegangenen Spielzeit zugeordnet werden, etwas verwischt wird – ein gesellschaftliches Ereignis...
Frau Schäfer, szenische Annäherungen an Schuberts «Winterreise» haben derzeit Hochkonjunktur. Sie haben die vierundzwanzig «schaurigen Lieder» in einem Duisburger Industriebau gesungen. Worin besteht für Sie der dramatische Impetus dieses Zyklus?
Ich finde, dass die «Winterreise» gar nicht so schaurig und tragisch ist, wie immer behauptet wird. Natürlich ist der...
Ihren Höhepunkt erlebt Peter Grisebachs Bremerhavener «Bohème»-Inszenierung im zweiten Bild. Da ist die Bühnenmaschinerie des vor einigen Jahren runderneuerten Großen Hauses im Totaleinsatz, wenn Podeste sich heben und senken und die Terrasse des Café Momus von der Seite zunächst herein- und später wieder hinausgeschoben wird, alles belebt von bunt kostümiertem...