Glass: Galileo Galilei

Braunschweig

Opernwelt - Logo

Da hat einer das Teleskop erfunden, um die Sterne der Welt zu ergründen, und ist am Ende seines Lebens blind. «Habe ich zu viel gekniet oder zu wenig», fragt sich Galileo Galilei. Wurde er von Gott gestraft, weil er seine naturwissenschaftlichen Erkenntnisse vor der kirch­lichen Inquisition widerrief oder weil er tatsächlich Gott gelästert hat durch seine Einblicke in den Kosmos?
Für den amerikanischen Komponisten Philip Glass war diese Frage der Ausgangspunkt für seine Kammeroper «Galileo Galilei» von 2002.

Ausstatter Hartmut Schörghofer hat für die deutsche Erstaufführung im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig die Sonne auf die Bühne geholt: eine raumfüllende Goldkugel, die anfangs bedrohlich auf den alten Galileo zurollt und in der rückwärts erzählten Biografie immer wieder die Raumwirkung ändert. Regisseur G. H. Seebach bemüht sich so um psychologische Vertiefung und kosmische Weitung der von Glass eher oberflächlich aneinander gereihten Lebensstationen. Die Parallelen zur McCarthy-Zeit oder heutigem Fundamentalismus haben den Komponisten nicht interessiert, und Seebach pfropft sie ihm nicht auf.
So wird's in Braunschweig in den bes­ten Momenten ein Zauberstück, das zu ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2005
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 47
von Andreas Berger

Vergriffen
Weitere Beiträge
Nichts für die kleinen grauen Zellen

Mit der 1928 in Wien herausgebrachten «Herzogin von Chicago» lag Emmerich Kálmán im Trend. Die klassische europäische Operette war klapprig geworden, kein Wunder nach den vielen Champagnerexzessen. Der jüngere Vetter aus Amerika, das Musical, drohte sie über den Haufen zu rennen. Da kam eine Frischzellenkur wie dieser in Gesang und Tanz ausgetragene «Kulturkampf»...

Nie war so viel Lärm wie heute

In vielen Dingen war Christian Morgenstern ein Prophet. Vor hundert Jahren dichtete er: «Die Luft war einst dem Sterben nah: ‹Hilf mir, mein himm­lischer Papa!› Der Herr, sich scheuend vor Blamage, erfand für sie die Tonmassage, wobei die Luft famos gedeiht...» Die Tonmassage hat sich aber erst lange nach Morgensterns Tod auf das Präch­tigste entfaltet und wird...

Filmreifes Debüt

«Festa teatrale» – die passende Gattung zu den Hochzeitsfeierlichkeiten des Erzherzogs Ferdinand von Österreich mit der Prinzessin Maria Beatrice Ricciarda von Modena, er siebzehn, sie einundzwanzig. Die Komposition stammte von einem ihrer Altersgenossen: Wolfgang Amadeus Mozart hatte fünfzehnjährig den Auftrag von der Kaiserin persönlich bekommen. Das Libretto,...