Unwiderstehlich
Alexander Zemlinskys «Florentinische Tragödie» ist ein Werk von klaustrophobischer Dramatik: ein einziger Raum, darin drei Personen, die eine klassische Dreiecksgeschichte verhandeln. Zu einem Paar, das die gegenseitige Aufmerksamkeit für einander verlernt hat (oder sie noch nie besaß), gesellt sich ein junger Adeliger, der mit der Dame des Hauses nicht allzu heimlich eine Liebesbeziehung eingeht.
Es kommt zwar zu keiner Szene in flagranti, aber der Gehörnte kann doch zwei und zwei zusammenzählen, als er von einer Geschäftsreise zurückkehrt und seine Frau und den Nebenbuhler in vertrautem Miteinander auffindet. Wie sich nach der Vorlage von Oscar Wilde nun ein Spiel von Verstellung und Andeutung entwickelt, von Misstrauen und gezwungener Höflichkeit, das ist aufregende Psychologie.
Dem Komponisten eröffnet sich dabei ein riesiger Gestaltungsraum: Die Musik darf erzählen, was unausgesprochen bleibt. Und da gibt es viel bei all den Gegensätzen, die hier aufeinanderstoßen. Aristokratie etwa trifft auf Bürgertum: Ein gewaltiges Aggressionspotenzial ergibt sich aus der Konkurrenz des «Krämers» Simone, der teure Stoffe verkauft, mit dem jungen Prinzen Guido, den Zemlinsky durchaus als ...
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Opernwelt November 2024
Rubrik: CD, DVD, Buch, Seite 35
von Clemens Haustein
Gespräch in einem Bayreuther Wirtsgarten. «Der wos do singt, der führt aa Regie», weiß eine schon betagte Dame, die sich zu einem ungefähr gleichaltrigen Paar an einen Tisch gesellt hat. Tiefen Eindruck erzielt sie mit der Aussage nicht. Die Dame ihr gegenüber schweigt, der Herr erwidert in lakonischem Bayreuther Dialekt: «Dees is mir worschd, mich wer’n die doo...
Wie kamen Sie zur klassischen Musik?
Ich erinnere mich nicht mehr, was meine Inspiration war, ich weiß nur, dass ich als Kind zwei Dinge wollte: ein Klavier und einen Hund. Beides habe ich bekommen.
Beides? Sonst ist es doch immer so, dass Eltern sagen: entweder, oder?
Ich habe beides bekommen und bin dann 17 Jahre beim Klavier geblieben. Obwohl es ein Leidensweg...
Wie zusammenfügen, was sich widerspricht? Erst recht in einem Fall wie «Ariadne auf Naxos» von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, wo ein begüterter Auftraggeber zusätzlich zur bestellten Opera seria nach einer Opera buffa ruft und außerdem verlangt, dass die beiden Stücke gleichzeitig aufgeführt werden? Ende 2006, bei der letzten Aufführung von «Ariadne auf...