Hört mal her: Laura Aikin (Cantatrice) in Mailand; Foto: Theater

Ungekämmt

Sciarrino: Ti vedo, ti sento, mi perdo
Mailand | Teatro alla Scala

Opernwelt - Logo

«Warten auf Stradella» heißt Salvatore Sciarrinos neue Oper «Ti vedo, ti sento, mi perdo» im Untertitel. Der Komponist Alessandro Stradella (1639-1682) wird, wie Becketts Godot, sehnlichst erwartet, taucht aber nie auf. Stattdessen kommt ein Bote mit der Nachricht von seiner Ermordung. Die knapp zwei Stunden Spieldauer bis dahin vertreibt sich die Bühnengesellschaft mit der Probe einer Kantate. Auf einem stilisierten, von Prospekten, Winden und Sandsackgewichten umschaukelten Barocktheater (George Tsypin) übt eine Sängerin mit ihrem sechsköpfigen Chor.

Ein Musiker und ein Literat plaudern über die Tonkunst, wobei sie weniger die Frage interessiert, ob Musik oder Wort der Vorrang gebühre, als deren Wirkung auf Körper und Seele. Ähnlich wie in «Ariadne auf Naxos», funkt eine Commedia dell’arte-inspirierte Truppe munter dazwischen – Dienstboten mit zotigen Namen, die über ihre Herren herziehen oder ans Essen denken. Die Optik dominieren Ursula Kudrnas fantasievoll überzeichnete Barockkostüme.

Dass Sujet und Situation Sciarrino Anlass zu musikalischer Aneignung gaben, versteht sich von selbst. Gleich in der apertura, dann immer wieder vor allem in den Probenmomenten, erklingt leicht ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Wiebke Roloff

Weitere Beiträge
Alles stimmt

Stühle, ein Tisch, ein Bett, alles schwarz. Auch die Wände. Darauf vertikal nebeneinander gereihte Leuchtstoffröhren. Kaltes, hartes Licht trifft die hellgepuderten Gesichter, blasse Menschen in schwarzen Kleidern. Weiß sind die Bettlaken, weiß ist Lucias Hochzeitskleid. Schwarz-Weiß, doch so bleibt es nicht. Davon kündet schon der Rotwein, den die...

Lost in Space

Eine neue «Bohème», kurz vor Weihnachten in Paris, mag man an der Opéra national gedacht haben, das passt wie der Weihnachtsbaum auf die Place de la Concorde. Spielen doch mindestens die beiden ersten Akte des Stücks just am Heiligen Abend in der französischen Hauptstadt. Doch sollte man in der Intendanz darauf spekuliert haben, dann hätte man die Rechnung...

Was kommt... Januar 2018

MARC ALBRECHT
Seine Karriere verlief geordnet, nicht in spektakulären Sprüngen. Gleichwohl zählt der Amsterdamer Musikchef seit Langem zu den besten Operndirigenten. Ein Gespräch

CHRISTOPH WALTZ
Dass er Oper kann, hat er 2013 bewiesen, mit Strauss’ «Rosen­kavalier». Nun folgt, erneut in Antwerpen, «Falstaff». Wir sind dabei

CSÁRDÁSFÜRSTIN
Es war ein veritabler...