Und was ist die Erkenntnis?
Man(n) trägt Perücke. Irgendwann im ersten Akt lässt sich auch der Kritiker von einer Mitwirkenden eine solche andienen: Modell mondäne Allongeperücke, ins Horizontale gerückt. Jetzt gehört man also dazu, zu Mahagonny, dieser seltsamen Stadt, in der man schon auf dem Vorplatz des Theaters Basel begrüßt wurde: «Willkommen in Mahagonny, willkommen daheim». Daheim?
Irgendwie schon. «Aber dieses ganze Mahagonny, ist nur, weil alles so schlecht ist ...
»: Bert Brechts und Kurt Weills Parabel auf die Gier und Niedertracht im großen Schatten des Kapitalismus von 1930 ist knapp 100 Jahre später aktueller denn je. Sind wir nicht längst alle ein bisschen arg Mahagonny geworden? Der regieführende Intendant Benedikt von Peter zeigt sich im Programmheft-Gespräch verblüfft über die erschreckende Aktualität dieser «Anti-Oper». Woraus der Gedanke erwuchs, das Publikum am Aufbau und Niedergang Mahagonnys aktiv teilhaben zu lassen. Das heißt: Die klassische Einteilung in Bühne und Zuschauerraum gibt es nicht. Alles ist Mahagonny – Theatervorplatz, Foyer, Zuschauerraum, Bühne (Bühnenbild: Katrin Wittig, Kostüme: Geraldine Arnold). Ist das nun episches Theater? Brecht hätte vor allem gewollt, dass man ...
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Opernwelt November 2025
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Alexander Dick
Das Schicksal ist zur Marke verkommen: Auf den Shirts von Manon Lescaut und Renato Des Grieux prangt das Wort «Destino». Will sagen: Bei der Liebe auf den ersten Blick richtet sich das Auge nicht mehr auf den Körper, sondern aufs Design. Stilistisch passt es zusammen, die Erotik wird sich schon einstellen. Dass es dann doch nicht gut geht, liegt vor allem am...
JUBILARE
70 Jahre alt wird der österreichische Komponist Herbert Lauermann, der besonders als Schöpfer von Musiktheaterwerken in Erscheinung getreten ist, zuletzt mit «Coloman der Prozess» (UA 2004), «Die Befreiung» (UA 2001) und «Schwarz-Weiss» (UA 1998). In Wien geboren, lernte er bei Ernst Vogel und Erich Urbanner, nach dem Studium war er zunächst als...
Die Himmelfahrt ist abgesagt. Umsonst klimpert sich die Harfe in den letzten Takten des «Fliegenden Holländers» ins Paradies. In Osnabrück sendet noch ein Lichtkegel den Segen des Himmels in den wirbelnden Abgrund von Dennis Krauß. In Gelsenkirchen landet der Himmel mitsamt Schiff und Holländer am Ende direkt in der Tonne. Senta hat bei Regisseur Igor Pison...
