«Und jedermann erwartet sich ein Fest»
Zwischen 1945 und 1990 hat man Arrigo Boitos «Mefistofele» in Deutschland, wenn überhaupt, dann nur konzertant gespielt. Seitdem scheint sich eine leise Renaissance des Werks anzudeuten, an der sich jetzt Lübeck (in Koproduktion mit Kaiserslautern und Regensburg) mit einer rundum stimmigen Aufführung beteiligte.
«Und jedermann erwartet sich ein Fest» – Heidrun Schmelzers hoch ästhetisches Bühnenbild legt diese Assoziation zum Goethe’schen «Prolog auf dem Theater» nahe.
Ein wahres Fest für die Augen sind die Entwürfe dieser 2010 so frühzeitig verstorbenen Ausstatterin, ein optisch opulentes Spiel mit Farben, Formen und geheimnisvollen magisch-geometrischen Zeichen, kulinarisch und doch jederzeit streng stückbezogen. Regisseur Heinz Lukas-Kindermann weiß den mit Hilfe der Drehbühne ständig variierten Einheitsraum zu nutzen für einen kontrastreichen szenischen Ablauf, vom statuarischen Prolog im Himmel über einen karikaturistisch-marionettenhaft angelegten Osterspaziergang und einen herrlich lasziven Hexensabbat bis hin zum surrealistischen Ambiente der klassischen Walpurgisnacht und einer ergreifend schlichten Todesszene: anspruchsvolles Theater aus dem Geist des Stücks. Ein ...
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Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Gerhart Asche
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George Steel, Generaldirektor und Intendant der New York City Opera, traut sich was. Gleich drei anspruchsvolle Stücke der klassischen und zeitgenössischen Musiktheatermoderne hat er zum Vorzeigeprojekt des Frühjahrprogramms erklärt: «La Machine de l’Être», ein kurzes, von Antonin Artauds Zeichnungen inspiriertes Stück des New Yorker Komponisten und...
Dichter und Philosophen feiern Wiederauferstehung in der Oper. Mathias Pintscher belebte Rimbaud, Peter Ruzicka versuchte es mit Paul Celan und Hölderlin, Wolfgang Rihm und Franz Hummel erweckten Friedrich Nietzsche. Über diesen Trend darf spekuliert werden. Ästhetische Relevanz verbindet sich damit keineswegs immer. Rihms, Ruzickas und Pintschers Adaptionen des...
