Und ihr?
Händels Heldinnen, die Mutterrollen ausgenommen, sind anders. Sie sind autarker, stärker, stolzer als all jene Besiegten, Verratenen und Verkauften, die Catherine Clément einst besang (und dies mit der steilen These verband, die Oper sei ein Ort, an dem die Vernichtung der Frau beinahe ritualhaft zelebriert werde). Sind erhaben wie Rodelinda, widerborstig wie Adelaide, durchgeknallt wie Atalanta, liebend bis in den (vermeintlichen) Tod wie Cleopatra und Iphis, tugendhaft-trotzig wie Ginevra.
Auch sie, die Tochter des schottischen Königs, zieht das bittersüße Ende einem Leben in Verachtung vor, wird aber, das lieto fine will es so, gerettet und fällt in die Arme Ariodantes (der 1735 von dem berühmten Kastraten Carestini gesungen wurde und späterhin, nachdem die Engel wider Willen abgetreten waren, ins Mezzofach wechselte). Ein naiver Ritter, dem nicht nur die Liebe der tugendhaften Jungfrau gilt, sondern zudem die Neigung des Herrschers.
Eine intrigante Finte – siehe Shakespeares «Much Ado About Nothing» – genügt, um das Gebäude der Eintracht zum Einsturz zu bringen. Wie gesellschaftlich brüchig es ist, zeigt Christof Loy in seiner hochkonzentrierten, politisch-intelligenten ...
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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 6
von Jürgen Otten
Theater abseits der Zentren haben nicht gerade leichtes Spiel im Wettbewerb um überregionale Aufmerksamkeit. Nicht nur das schmale Budget erlaubt keine großen Sprünge. Ein oft ländlich geprägter Einzugsbereich fordert eher Grundversorgerqualitäten als konzeptionellen Wagemut.
In einem solchen Winkel – zwischen Wiesbaden, Mainz und Bonn – liegt auch das Koblenzer...
Über Geschmack lässt sich nicht streiten, über Liebe schon gar nicht. Glaukos ist auf der Kieler Opernbühne ein kahlköpfiger blue man, mit weißem Bart und gelber Flosse. Sein maritimes Ambiente ist unschwer zu erkennen. So einen «blauglänzenden» Meeresgott konnte nur die griechische Mythologie hervorbringen. In der tragédie lyrique von Jean-Marie Leclair ist er zu...
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