Und der Haifisch hat Migräne
Der Anfang ist witzig. Aus einem Bühnenloch klettern Fatty und Dreieinigkeitsmoses heraus auf die schwarz glänzende, leere Fläche, doch nicht als gewöhnliche Ganoven. Jens Larsen trägt den Talar eines salbadernden protestantischen Pfarrers, Ivan Turšić gibt, sehr pointiert, einen jüdischen Rabbi. In den Händen halten sie ihre Gebetsbücher, aber nicht allzu fest. Tauschen ist, obwohl der Christ erkennbar wenig mit der hebräischen Schrift anfangen kann, erlaubt.
Im sophistischen Dialog der beiden Gottesvertreter schält sich schnell die Gewissheit heraus, dass es eine gute Idee wäre, an diesem verlassenen Ort mitten in der Wüste eine Paradiesstadt zu gründen. Und als sich dann noch die lebensschlaue Leokadja Begbick (Nadine Weissmann, sehr keck, im schicken Cocktailkleid und mit High Heels) dem gläubigen Gespann zugesellt, ist die Sache beschlossen. Die Suche nach dem großen Glück kann beginnen. Fragt sich nur, wie es aussieht, dieses Glück.
Brechts/Weills «Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny» ist ein schwieriges, ein sperriges Stück, seine Moral nach wenigen Minuten dechiffriert. Das weiß auch Barrie Kosky, also sucht er nach einem anderen, flexibleren, die Ambivalenzen und ...
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   Opernwelt November 2021 
 Rubrik: Im Focus, Seite 20
 von Jürgen Otten
 
Die Oper Dortmund verfolgt, auch in Zeiten der Pandemie, ein ehrgeiziges Programm. So will beispielsweise das Projekt «Oper für alle» den etwas sperrigen Begriff «Stadtgesellschaftliche und regionalspezifische Teilhabe» aktiv-kreativ definieren. Dementsprechend übernehmen die Rapper IndiRekt und S.Castro in der Uraufführung «Der Hetzer» von Bernhard Lang Rollen,...
Gefragt, welcher griechische Künstler des 20. Jahrhunderts einem spontan als «prägend» in Erinnerung sei, werden womöglich nicht wenige ihn als ersten nennen. Und dies aus gleich zwei Gründen: einem musikalischen und einem politischen. Denn wie kaum ein anderer hat Mikis Theodorakis kompositorische Wirksamkeit gesucht (und gefunden) und zugleich als Homo politicus...
Violette Blitze schießen aus zwei gigantischen Drahtsäulen. Es brutzelt und lärmt gewaltig. Auf der Bühne steht ein Tesla-Transformator. Er wirft nicht nur im richtigen Zeitpunkt Funken, sondern setzt, in Tonhöhe wie Rhythmus, zudem elektrische Spannung (inklusive ihrer späteren Entladung) frei. Sein Erfinder Nikola Tesla ist die Hauptfigur von «Electric Saint»....
