Tutti gabbati
Falstaffs Bauch wird nicht bloß behauptet. In aller Immensität quillt er Simon Keenlyside über den Gürtel. Der hockt in einer gemütlich heruntergekommenen Bar, ungefähr in den 1960er-Jahren, und schmiedet Pläne, wie er sein Shilling- und Fraueneroberungskonto aufbessern könnte. Und wenn ihm dabei einmal mehr aufgeht, was für ein grandioser Kerl er doch ist, dann wird auch gleich die Bar größer: Die Wände weichen zurück, und, feines Detail, der Blick fällt auf ein kleines Horn über dem Eingang.
Ums Gehörntwerden wird es noch gehen, und überhaupt hat Verdi in seiner letzten Oper den Hörnern schöne Aufgaben geschenkt.
Wie groß oder klein die Welt ist, wie schrecklich oder irre: eine Frage der Perspektive. Und da wir in Verdis später Commedia lirica sind und Laurent Pellys Inszenierung kein Abend über toxische Männlichkeit ist, sieht man hier einer geschmeidig laufenden Komödienmaschine beim Funktionieren zu. Pellys Falstaff ist ein gewaltig Unzeitgemäßer, ein Don Quijote im Fatsuit, vielleicht etwas zu verwahrlost. Dass er sich an die proper pastellkostümierten Damen von Windsor mit Erfolg heranmachen könnte, ist ganz unglaubwürdig, aber seine Sicht der Dinge. Zum berührendsten ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt November 2025
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Holger Noltze
Der Kaiser ist, Gott sei’s gelobt, nicht nackt. Aber man hat ihm eine neue Rolle zugedacht. Er darf den Frosch in der «Fledermaus» spielen, und, seltene Ehre, das Entrée gestalten. In seiner stattlichen Uniform sieht Alexander Strobele aus wie ein strubbeliges Relikt aus glanzvoll-absolutis -tischen Zeiten, und eben jene beklagt er nun, wissend, dass sie vorbei...
Extrem
Sie ist das, was man ein Multitalent nennt: Komponistin, Pianistin und Klangkünstlerin. Misha Cicjović agiert auf vielen Feldern der Neuen Musik, wobei sie die Genres gerne mischt. Am Staatstheater Wiesbaden kommt nun ihre queere Landoperette «Alles Liebe!» heraus, die sie gemeinsam mit Philipp Amelungsen (Libretto) kreiert hat. Wir stellen das Werk vor
Expe...
Dem Namen des heute vergessenen italienischen Barockkomponisten Geminiano Giacomelli ist der interessierte Hörer erstmals 2009 auf Cecilia Bartolis CD «Sacrificium» begegnet. Damals sang Bartoli die Arie des Epitide «Sposa, non mi conosci» aus Giacomellis «Merope» – Musik mit Suchtcharakter, die daran erinnert, dass aus derselben Oper auch die Arie «Quell’usignolo»...
