Treibt die mal auf!
Vor zwei Jahren trat Gundula Janowitz wieder an der Wiener Staatsoper auf. Nicht, um zu singen. Sie hörte der eigenen Stimme zu, in alten Aufnahmen, gemeinsam mit Kollegin Christa Ludwig. Die beiden waren zusammengekommen, um über das Opern- und Liedersingen zu sprechen, über Karajan, Böhm und die guten alten Zeiten oder das, was sie möglicherweise der heutigen voraus hatten.
Es soll dann zu kleinen Streitgeplänkeln gekommen sein zwischen den beiden Primadonnen – der «assoluta» und derjenigen, die, wie sie selbst kokett behauptet, gern eine gewesen wäre; zwischen der Sopranistin mit der schnurgeraden Silberstimme und der Mezzosopranistin mit dem seelenvollen Glanz.
Dabei gibt es Aufnahmen, die die Verwandtschaft der beiden Stimmen bezeugen. Etwa vom Credo aus Bachs h-Moll-Messe, eingespielt in der Berliner Philharmonie 1973, darin sie einander durchs «Et in unum Deum» tragen und heben, auseinanderfliehen und wieder verschmelzen, in fließendem Legato. Dieses Rückwärtslegato, diese Vorwärtsdynamik bildeten das Fundament des Musizierideals von Herbert von Karajan.
Man würde Bach heute nicht mehr singen wie sie, so bruchlos und widerspruchslos, so kompromisslos klangschön. Doch sind ...
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