Totales Theater

Ein Sammelband untersucht das Komponieren von Bernd Alois Zimmermann im Schnittpunkt der Medien

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Die Vorstellung einer «Kugelgestalt der Zeit», wie sie Bernd Alois Zimmermann in seiner mythenumwitterten Oper «Die Soldaten» zu realisieren gedachte, ist offensichtlich eine Steilvorlage: der Komponist als Medienkünstler oder zumindest als einer, der mit ihnen jongliert – «Architektur, Skulptur, Malerei, Musiktheater, Sprechtheater, Ballett, Film, Mikrophon, Fernsehen, Band- und Tontechnik, elektronische Musik, konkrete Musik, Zirkus, Musical und alle Formen des Bewegungstheaters treten zum Phänomen der pluralis -tischen Oper zusammen».

So beschreibt Zimmermann selbst 1965, im Kontext des mühsamen Wegs der Uraufführung der «Soldaten», was ihm als «totales Theater» vorschwebte.

Derartige Vorstellungen waren Anlass für ein Symposium der Bernd-Alois-Zimmermann-Gesellschaft und der Hochschule für Musik und Tanz in Köln 2018, das den Komponisten zu seinem 100. Geburtstag im «Schnittpunkt der Medien» verorten wollte – und dessen Beiträge jetzt in einem Sammelband veröffentlicht sind.

Die Sache ist jedoch vertrackter, als man annehmen sollte. Denn allzu viel hat Zimmermann von seinen Vorstellungen nicht realisiert. Wenn Martin Zenck in seinem spekulativ sich verzettelnden Beitrag zu den ...

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Opernwelt 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 55
von Bernd Künzig

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