Süße Klagen
Marc-Antoine Charpentier (1643-1704) war der bedeutendste Kirchenkomponist des französischen Barock mit einem Riesen-Oeuvre, das dem Bachs kaum nachsteht. Der Weg zur Opernbühne blieb ihm durch das Monopol Lullys bis zu dessen Tod 1687 verwehrt.
Mitte der 1680er-Jahre griff er dennoch zum Orpheus-Stoff – allerdings keiner fünfaktigen Tragédie-lyrique, sondern der zweiaktigen, vokal wie instrumental klein besetzten Pastoral-Oper «La descente d’Orphée aux Enfers», die im Auftrag von Charpentiers Mäzenin Marie de Lorraine, Herzogin von Guise, entstand und in einem ihrer Pariser Privatkonzerte aufgeführt wurde. Im Zentrum der Handlung steht der Abstieg des mythischen Sängers in die Unterwelt, in der er durch den «süßen Gesang seiner Klage», wie es im Libretto heißt, die Qualen der schuldbeladenen Verdammten mildert und selbst Proserpina betört, die daraufhin Pluto bittet, Eurydice freizugeben.
Das knapp einstündige, ganz im deklamatorisch-ariosen Stil der französischen Oper gehaltene Werk ist mehrfach aufgenommen worden, zuletzt von Sébastien Daucé und dem Ensemble Correspondances beim Label Harmonia Mundi. Was die jetzt von Alpha-Classics vorgelegte Neuaufnahme durch Lionel ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt März 2020
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Uwe Schweikert
Irgendwann an diesem Abend durchfliegt einen der Gedanke an Beethovens «Eroica». Und die Frage, wie viele Musiker wirklich nötig sind, um dieses symphonische Schlüsselwerk angemessen zu interpretieren. Während heute bis zu 80 Musiker auf dem Konzertpodium sitzen, waren es bei der Uraufführung der Symphonie anno 1803 im Palais des Fürsten Lobkowitz gerade einmal...
Szenenanweisungen von Opernlibretti stehen bei Regieteams des 21. Jahrhunderts selten hoch im Kurs. Sie scheinen die interpretatorische Freiheit, die zu zeitgemäßen Sichtweisen führt, eher einzuschränken. Doch sie können auch beflügeln. Und wie. Nicola Hümpel und ihr kongenialer Bühnenbildner Oliver Proske beweisen es an der Staatsoper Hannover auf beglückende...
Ensemblekünstler und Wanderer zwischen den Welten – Victor von Halem ist eine besondere Erscheinung unter den Bassisten seiner Generation. 1940 als Sohn eines Diplomaten in Berlin geboren, verbrachte er einen großen Teil seiner Jugend in Portugal und Italien. Seine Gesangsausbildung erhielt er an der Münchner Musikhochschule bei Else Dornberger. Bevor es mit der...
