Strahlende Einfälle

John Adams holt J. Robert Oppenheimer auf die Opernbühne. Zur Uraufführung von «Dr. Atomic» in San Francisco

Opernwelt - Logo

Endlich einmal dürfen die Musikkritiker ihren Arbeitsauftrag als Geigerzähler beim Wort nehmen, denn in dieser Opernnovität geht es – vordergründig? – um Atomstrahlung und andere Verheerungen. Wenn John Adams in Sachen J. Robert Oppenheimer zum Komponiergriffel greift (oder zum Computer-Keyboard), dann schlagen diesmal Physikerherzen höher, denn hier kommt zum Quartensprung der Quantensprung und zum Dreiklang der Dreisatz. Beherrscht sonst eher die Metaphysik die Opernbühne, so sind diesmal die Ingenieure des Weltenbaus die Helden. Im Opernhaus von San Francisco erweist sich «Dr.

Atomic» (alias J. Robert Oppenheimer) zwar als erfolgsorientierter Technokrat, der vor allem seinen Auftrag erfüllen und alle Verantwortung den Entscheidungsträgern in der Politik überlassen will.
Doch so ganz zum technologischen Erfüllungsgehilfen mag Peter Sellars, der Mitinitiator, Librettist und Uraufführungsregisseur dieser Oper, den Titelhelden dann doch nicht machen. Also schreibt er Oppenheimer in seinem Libretto, das er aus denkbar heterogenen Quellen zusammen­gefügt hat, einen großen Monolog, in dem der Physiker mit Zitaten aus dem «Holy Sonnet XIV» des Dichters John Donne in d-moll mit sich und ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Jahrbuch 2006
Rubrik: Uraufführung des Jahres, Seite 46
von Rainer Wagner

Vergriffen
Weitere Beiträge
Prüfstand Gegenwart

Unter den deutschsprachigen Opernhäusern kommt Stuttgart seit den 1950er Jahren eine besondere Stellung zu. Walter Erich Schäfer, General­intendant von 1950 bis 1972 und in all diesen Jahren sein eigener Opern­direktor, hat das Haus am Eckensee früh zu einem Kris­tallisationspunkt des modernen Regietheaters gemacht – lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab....

Mythos trifft Moderne

Wer auf die dreizehn Jahre unter Leitung von Sir Peter Jonas zurückblickt, denkt zuerst an den Urknall, der am 21. März 1994 das Universum der Bayerischen Staatsoper erschütterte und heute als ein ästhetischer wie inhaltlicher Wendepunkt des Hauses erscheint. Die fast leere, bis zur Brandmauer aufgerissene Bühne beherrschte da in Georg Friedrich Händels ­«Giulio...

«Ich bin nun mal kein Festspielmensch»

Lassen Sie uns mit einer persönlichen Frage beginnen: Sie sind dreizehn Spielzeiten lang Chef der Bayerischen Staatsoper in München gewesen, Sie sind von Queen Elizabeth II. zum Knight of the British Empire geschlagen worden. Welche Anrede gefällt Ihnen am bes­ten? Herr Staats­intendant? Sir? Mister Jonas?
Das mit dem Staatsintendanten habe ich sofort nach meinem...