Starke Frauen
Ganz auf sich zurückgeworfen sind die 16 Nonnen in «Dialogues des Carmélites». In ihrer Lebensweise, in der Entscheidung gegen die (Außen-)Welt, auch in der Wahl des Märtyrertums. Am Tiroler Landestheater wird das erst recht augenfällig, wo die Oper in fast provozierender Kargheit gespielt wird, die Charaktere und Schicksale überdeutlich hervortreten lässt. Fast keine Requisiten, wenige Hintergrundprospekte, auf denen in flüchtiger Schraffur die Schauplätze angedeutet sind (Ausstattung: Claudia Spielmann-Hoppe) – mehr ist nicht notwendig.
Marina Wandruszka, im «Hauptberuf» Ensemblemitglied des Thalia Theaters und seit 1988 auch Regisseurin, weicht den Fallen des Stücks klug aus. Keine Genre-Bilder aus dem Klosterleben, keine Bigotterie, aber auch keine Weinerlichkeit, keine stereotypen «starken Frauen»: Zu erleben sind in dieser so präzisen wie bescheidenen und hochmusikalischen Inszenierung Menschen, die sich alle auf ihre Weise mit dem Rückzug ins Kloster abfinden – oder eben nicht. Die eine, indem sie mit unreflektierter Gläubigkeit begeistert über die Schwestern hinwegblickt und -singt, die andere, indem sie eine Statue des Jesuskindes wie ein eigenes Baby hätschelt. Viel ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Markus Thiel
Frau Erdmann, beginnen wir apodiktisch. Es wird behauptet, Künstler seien abgehobene Wesen. Womöglich ein falsches Bild. Aber es ist in der Welt. Wer transportiert dieses Bild?
Na ja, wer transportiert das? Das sind schon die Medien.
Wer gibt den Medien die Informationen, ohne die sich ein solches Image kaum fügen lässt?
Vielleicht wollen die Menschen genau das im...
Die Münchner Sonntagskonzerte, 1952 vom Bayerischen Rundfunk ins Leben gerufen und anfangs ganz der leichten Muse gewidmet, entwickelten sich in den 60er-Jahren zu einem Festival großer Opernstimmen. Als Schüler habe ich kaum eine der Sendungen verpasst, in denen auch einige Sänger mitwirkten, von denen es keine Schallplattenaufnahmen gibt und die heute fast oder...
In grünen Laborkitteln und mit Schutzbrillen bewehrt fummeln die Nornen hilflos an den Kabeln irgendeines Computernetzwerks herum; Gutrune lümmelt mit Hagen auf einem Bett und versucht, dem Fernseher mit einer kaputten Fernbedienung ein Bild zu entlocken; Brünnhilde hat zwei linke Füße und wird – in unförmigem Abendkleid wie eine Bauersfrau wirkend, die sich für...