Sommernachtstraum

Fabrice Bollons Kammerversion von Janáčeks «Schlauem Füchslein» überzeugt auf ganzer Linie

Märchen oder nicht, das ist hier wohl kaum die Frage. Natürlich ist Leoš Janáčeks am 6. November 1924 im Nationaltheater Brünn (heute Brno) uraufgeführte Oper «Příhody lišky Bystroušky», die im Deutschen unter dem nicht eben elegant übersetzten Titel «Das schlaue Füchslein» auf die Bühnen gelangt, ein solches; ein Sommernachtstraum à la Shakespeare (nur mit erkennbar tschechischem Timbre), in dem, wie es solchen Träumen eignet, lauter Unwahrscheinlichkeiten aneinandergereiht werden.

Jene Version, die Max Brod – in guter Absicht, aber mit nicht gar so gutem Erfolg – erstellte, wird weder den semantischen Gegebenheiten noch dem «Geist» von Janáčeks Werk gerecht; man nennt dergleichen im saloppen Jargon auch eine «Verschlimmbesserung».

Fabrice Bollon war also, als er während der Corona-Pandemie daran ging, eine spielbare Fassung zu erstellen, gewarnt. Janáčeks Klangsprache ist in sich so eng verwoben, so hermetisch (und dabei auch ein wenig enigmatisch), dass man sich sehr leicht die Finger verbrennen kann. Entsprechend behutsam lüftete der damalige GMD des Theaters Freiburg, der seit Beginn der Spielzeit 2022/23 in gleicher Funktion die Staatskapelle Halle leitet, die Partitur. Kein ...

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Opernwelt November 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 36
von Jan Verheyen

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