Smoking und Knarre
Das Trojanische Pferd blieb draußen vor der Tür: eine sechs Meter hohe Sehenswürdigkeit. Was drinnen, im Straßburger Haus der Opéra national du Rhin, über den Schienenstrang auf Hermann Feuchters Bühne herankurvte, war ein trojanischer Panzer mit gewaltiger Kanone. «Les Troyens», das Gipfelwerk des von der elsässischen Drei-Städte-Oper neuerdings ganz speziell gepflegten Hector Berlioz, finden sich in der Koproduktion mit dem Gelsenkirchener Musiktheater im Revier im Ersten Weltkrieg wieder. Diskutabel.
Ein Menetekel, wie sich die zerschundenen Gestalten aus den Schützengräben heraus mühten, vom Elend Geschlagene, die während der griechischen Belagerung im Schutt der Ruinen vegetierten, Beschädigte, weiß Gott, in Gabriele Heimanns Kostümen beinahe eins mit dem Trümmerchaos. Weit weniger diskutabel, wie Regisseur Andreas Baesler diese abgerissenen Menschen in einer uninspirierten Allerweltsgestik – ja, beinahe schon denunziert: Opernharm nach alter Väter (Un-)Sitte.
Klimawechsel. In den Karthago-Akten ist die Aufführung auch in der Phase nach Weltkrieg II angekommen, im hellen Wirtschaftswunder-Glamour einer strahlenden Wüstenresidenz. Man trägt Dinnerjacket. Wiederum: ...
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Man kann die Klagen bald nicht mehr hören: Das Publikum klassischer Konzerte und Opernaufführungen sei überaltert, und der jüngeren Generation fehle die Bildung, um Mozart, Verdi oder Wagner zu verstehen. Ganz zu schweigen vom Musiktheater des 20. und 21. Jahrhunderts. Statt bloß zu jammern, sind Orchester wie Opernhäuser längst zur Offensive übergegangen –...
Esultate! L’orgoglio musulmano sepolto è in mar, nostro del ciel è gloria! Das hätte man gegenwärtig auch benediktisch zugespitzt, sozusagen auf des Krummsäbels Schneide, inszenieren können. Doch Christine Mielitz lässt den «muselmanischen Stolz» szenisch unkommentiert, nutzt vielmehr Unwetter und Sturm pantomimisch zur (nur bei Shakespeare geschilderten)...
Da sind sie wieder, all die Bekannten aus dem Regietheater der Gegenwart: ein Einkaufswagen, ein paar Bierkästen, ein Gitterzaun, die Filmkamera – natürlich mit Simultanübertragung. Irgendwann ist Sperrmüllsammlung, könnte der weniger erfahrene Theatergänger mutmaßen, dann nämlich, wenn die Akteure das gesamte Gerümpel auf einen großen Haufen schmeißen. Dabei ist...