Smoking und Knarre

Strassburg, Berlioz: Les Troyens

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Das Trojanische Pferd blieb draußen vor der Tür: eine sechs Meter hohe Sehenswürdigkeit. Was drinnen, im Straßburger Haus der Opéra national du Rhin, über den Schienenstrang auf Hermann Feuchters Bühne herankurvte, war ein trojanischer Panzer mit gewaltiger Kanone. «Les Troyens», das Gipfelwerk des von der elsässischen Drei-Städte-Oper neuerdings ganz speziell gepflegten Hector Berlioz, finden sich in der Koproduk­tion mit dem Gelsenkirchener Musiktheater im Revier im Ersten Weltkrieg wieder. Diskutabel.

Ein Menetekel, wie sich die zerschundenen Gestalten aus den Schützengräben heraus mühten, vom Elend Geschlagene, die während der griechischen Belagerung im Schutt der Ruinen vegetierten, Beschädigte, weiß Gott, in Gabriele Heimanns Kostümen beinahe eins mit dem Trümmerchaos. Weit weniger diskutabel, wie Regisseur Andreas Baesler diese abgerissenen Menschen in einer uninspirierten Allerweltsgestik – ja, beinahe schon denunziert: Opernharm nach alter Väter (Un-)Sitte.
Klimawechsel. In den Karthago-Akten ist die Auf­füh­rung auch in der Phase nach Weltkrieg II angekommen, im hellen Wirtschaftswunder-Glamour einer strahlenden Wüstenresidenz. Man trägt Dinnerjacket. Wiede­rum: ...

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Opernwelt Dezember 2006
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Heinz W. Koch

Vergriffen
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