Sinnliche Dekonstruktion
Herr Herheim, in Ihren Inszenierungen thematisieren Sie gern die Rezeptionsgeschichte der Werke.
Wäre es da nicht konsequent, wenn auch der Regisseur Herheim selbst als letztes Glied in dieser Kette auf der Bühne auftauchen würde?
Nun, der Regisseur Herheim ist sich des etymologischen Ursprungs seines Berufes bewusst: Das lateinische «regere» bedeutet so viel wie «lenken, verwalten, gerade richten»; das heißt, meine Präsenz auf der Bühne muss sich nicht als letztes Glied in einer Kette manifestieren, sondern sollte vielmehr in der Form jedes einzelnen Gliedes des Operncolliers erkennbar sein. Jede meiner Arbeiten entwirft ein erarbeitetes Weltbild, jede spielt gewissermaßen in meinem Kopf, in dem Sinn, dass sie den Raum wiedergibt, in dem mein Team, das ganze Ensemble und ich uns in dem Werk gemeinsam behausen konnten. Und zu einem Werk gehört für mich eben auch dessen eigener Mythos.
Aber liegt in der Beschäftigung der Kunstform Oper mit sich selbst, die beispielsweise in Ihren Essener «Puritanern» oder in Ihrem Rigaer «Rheingold» hervortritt, nicht auch die Gefahr eines Bedeutungsverlustes?
Natürlich, solange das bloß eine ausgestellte Analyse bleibt. Sinn stiftet die Oper ja erst ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Eine Ära ist zu Ende gegangen. Nach dreizehn Jahren hat Klaus Pierwoß, dienstältester Bremer Nachkriegsintendant, in diesem Sommer seine von vielen Erfolgen und überregionaler Anerkennung begleitete Tätigkeit in der Hansestadt abgeschlossen. Eine Zeit, die für den Amtsinhaber nicht ohne Anfeindungen verlaufen ist, vor allem seitens der offiziellen Bremer...
Schon nach der Veröffentlichung der «Walküre» war die Resonanz spektakulär. Da war von einem «sensationellen Fund» die Rede, von einem «wahren Schatz», von einer «Auferstehung» nach 51 Jahren. «Sei gegrüßt, du herrliches Kind», titelte Wolfram Goertz seine Besprechung in der «Zeit» und schloss mit den Worten: «Über allem wachte Keilberth, der mit dieser Aufnahme...
Die Beziehung zwischen einem Intendanten und seinem Haus führt, nicht anders als bei Ehepaaren, manchmal zu einer seltsamen Form von Mimikry: Das Selbstverständnis eines Fünfhundert-Personen-Betriebs verdichtet sich dann, so kommt es einem vor, nicht nur in der Person des Chefs, sondern sogar in bestimmten Details seiner Kleidung. Die legendäre Lederweste Götz...