Schreckensfieber
Man kann sich das heute kaum noch vorstellen, eine Tatsache ist es dennoch: Bis 1947 hatten die Salzburger Festspiele keine Uraufführungen im Programm. Gottfried von Einems Oper «Dantons Tod» war die erste. Und sie war gleich ein Triumph. Frenetisch bejubelt wurde der junge, 29-jährige Komponist vielleicht auch aus Dankbarkeit. Weil hier jemand eine neue, moderne Tonsprache gefunden hatte, zwar voller «Dissonanzen», wie es hieß, aber weit entfernt von der Radikalität der Zweiten Wiener Schule.
Obwohl von Einems Erstling streckenweise, vor allem in den Chorszenen, Erinnerungen an das Volk Israel in «Moses und Aron» wachruft, ist aufmerksamen Kulturredakteuren schon damals aufgefallen: Mit Dodekafonie, mit Schönberg, hat das nicht das Geringste zu tun.
Noch vor der Wiener Staatsoper, die «Dantons Tod» im März auf die Bühne bringen wird, präsentierte das Theater Magdeburg eine Neuinszenierung; die Premiere war wenige Tage vor dem 100. Geburtstag des Komponisten. GMD Kimbo Ishii versteht es am Pult der Magdeburgischen Philharmonie, die Strukturen der Partitur temperamentvoll herauszupräparieren und dabei immer deutlich lesbar zu halten. Was man bei der Uraufführung als «dissonant» ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Udo Badelt
Es war einer der letzten Kompositionsaufträge, die Gerard Mortier vergeben sollte. Eine fantastische Oper für das Teatro Real in Madrid. Maßgeschneidert für Spaniens bedeutendstes Musiktheater. In einem Idiom, das in iberischen Traditionen wurzelt und zugleich in die Welt ausgreift. Mit einem scheinbar vertrauten Sujet, das die Grenzen des Gewohnten sprengt.
Das...
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