Schlüsselreize
Obersalzberg, freier Blick auf Rom. Vorm Panoramafenster in Berchtesgaden kann der Volkstribun Cola Rienzi ungestört seinen Befriedungsfantasien nachhängen. Dem Zuschauer wird nicht recht wohl dabei. In der getäfelten Hölle des Berghofs fand Regisseur Philipp Stölzl sein bislang frappierendstes, polarisierendstes, unverschämtestes Bild. Ein Kurzschluss! Rienzi und Hitler, bitte schön, sind zwei verschiedene Paar Schuhe! Und doch trug das Bild die Aufführung gedankenstark über den Abend. So geschehen im Januar 2010 an der Deutschen Oper Berlin.
Es wurde der Durchbruch für den 1967 geborenen Münchner.
«Ich mache nur einmal pro Jahr Oper», sagt Stölzl. «Das Gute daran ist, dass bei mir nie ein Abo-Gefühl aufkommt.» Die Vermutung freilich, Stölzls emphatische Bild-Verwendungen lägen an seiner Herkunft vom Film, ist voreilig. Mit «Nordwand» landete er zwar 2008, ein Jahr nach seinem Debüt bei den Salzburger Festspielen mit einem karnevalesk bunten «Benvenuto Cellini», seinen ersten Kino-Blockbuster. Derzeit verfilmt er «Winnetou» als Dreiteiler für RTL. Stölzl ist jedoch in Wirklichkeit einer der wenigen Filmregisseure, die, beim Musiktheater angekommen, nicht in Konvention und ...
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Opernwelt Jahrbuch 2015
Rubrik: Bilanz des Jahres, Seite 122
von Kai Luehrs-Kaiser
Aufmerksame «Opernwelt»-Leser werden sich erinnern: Das Nationaltheater Mannheim hat in der Kritikerumfrage nach dem «Opernhaus des Jahres» 2013 einen starken zweiten Platz belegt, Mieczyslaw Weinbergs Dostojewski-Oper «Der Idiot» teilte sich damals in der Rubrik «Uraufführung des Jahres» den ersten Platz mit George Benjamins «Written on Skin». Und im vergangenen...
Noch immer hat niemand die Lücke geschlossen, die sie nach ihrem Abschied von der Opernbühne 1997 hinterließ. Welche Sopranistin reicht heute an ihre Vitellia, Abigaille oder Leonora heran? Fast vergessen ist, dass Julia Varady sich auch vehement für Musik des 20. Jahrhunderts einsetzte. Davon zeugt nicht zuletzt ein CD-Recital mit Liedern von Kodály, Bartók,...
Wenige haben den Diskurs über Oper und Musiktheater heute während der letzten drei Jahrzehnte stärker geprägt als er. Mit Adorno, Heidegger und Derrida im Hinterkopf, begriff Klaus Zehelein künstlerisches Handeln stets als reflektierte Auseinandersetzung mit der Gegenwart des Vergangenen und der Geschichtlichkeit des Gegenwärtigen. Angefangen hat er als junger...
